Moin Moin - danke schön für Dein Interesse!
Musikmachen ist das schönste Hobby, dass es für mich gibt,
wenn man's mit den passenden Kameraden zusammen ausüben kann und keine Maßstäbe hinsichtlich Effizienz anlegt. Dazu eine gelungene Liederauswahl mit der idealen Schnittmenge aus dem, was die Band gern machen möchte und überzeugend rüberbringen kann, und dem, was Zuhörern und Tänzern ganz viel Freude macht. Der Spaß am akribischen Covern von Musik der Beach Boys, Beatles, Byrds, Hollies, Shadows etc. lebt ganz entscheidend vom Einsatz von für diese Musik hervorragend geeigneter Instrumente und Geräte. Aber von nix kommt nix ...
Am Anfang, 1963, war mein älterer Bruder Detmar mein musikalischer Kompagnon, der durch Klassenkameraden Inspiration nach Hause brachte. Wir übten auf einer von Mutti aus dem Haushaltsgeld bezahlten, bei Brandner für 40 DM (absolut überteuert) gekauften Wanderklampfe unsere ersten Gitarrengriffe. Motiviert durch die tolle Musik dieser Zeit, und weil es im näheren Umfeld schon coole Typen gab, die sich in einer Band formierten, versuchten Klaus-Peter, der Sohn unseres Vermieters in der Moltkestraße, und ich, ebenfalls Musik zu reproduzieren, die nach Beat klang.
Die Stationen von der ersten bis zur vorerst letzten Band, mit denen ich öffentlich aufgetreten bin - dann nach 8-jähriger Band-Abstinenz im Jahr 1983 der Neustart als Hobby - dann noch einmal 10 Jahre bis zur Geburt der heutigen Startracks - die will ich schildern ..
die Facetten .. step by step ..
Euer Wolfgang von den Startracks !
Wir sind im Jahr 1965:
Nach massivem Generve durch uns Geschwister gelang die Anschaffung einer elektrischen (!) Schlaggitarre. Ein geduldiger Musikalienverkäufer bei Sprenger Achternstrasse ebnete den Weg.
"Schön bunt", war der Kommentar des Gitarrenlehrers meines Bruders zu unserer Investition mit Schaller-Elektronik und zentimeterhoher Saitenlage, von der wir Wunder erwarteten - die leider niemals eintraten.
Dass Gitarristen wie Attila Zoller, Joergen Ingman und Paul Würges auf ähnlich aussehenden Instrumenten Meisterliches zauberten ist mir bis heute ein Rätsel.
Jedenfalls entstand dieses Foto auf dem Balkon unserer Mietwohnung in der Moltkestraße. Von der rückwärtigen Hausseite waren es gerde mal 100 m Luftlinie bis zu der Villa an der Gartenstraße, die die "Brücke der Nationen" und .. im Souterrain das "OT" beherbergte. Von dort schallten von den Samstag-Abend-Tanzveranstaltungen aufregende Musik-Klänge bis in unser Schlafzimmer. "Poor Boy" hörte ich von dort früher als im Radio. Das Lords-Stück wurde intoniert von der Jugendband "Decoys" .. mit Eugen Maus an den Drums.
Eugen, das habt Ihr fein gemacht.
Meine verwitwete Tante Henny erträgt geduldig meine Aktivitäten auf ihrer Laute und ihrer Gitarre. Ein Klavier hat sie auch, und wird gar nicht böse über meine Missklänge. Von Freunden meines Bruders inspiriert, schließe ich mich der "Deutschen Waldjugend" - sh. Wikipedia - (mit der Oldenburg-Fraktion um Ulrich Ross - Klassenkamerad von Detmar) an, die zu der Zeit eine Alternative zu den Pfadfindern ist, und da wird ganz viel gesungen: Tolle Fahrtenlieder - wiederzufinden in der Sammlung des Voggenreiters-Verlages "Der Turm" (ganz anders als das seichte Zeug, durch das Heino bekannt wird). Fast jeder spielt Gitarre, jeder dieser Knaben ist beat-verrückt, und ich lerne die Begleitung von "The Last Time". Ein Meilenstein. Allerdings: In der "Waldjugend" sind "Plektren" verpönt - das muß alles aus den Fingern kommen.
Die Beat-Epidemie hatte sich ausgebreitet und auch nicht das ferne Wiesmoor in Ostfriesland verschont. Dort wuchsen Großcousins von uns auf, mit denen wir in jener Zeit viel Kontakt hatten. Gerd Theilen war Gitarrist bei "The Mods", auf seinem Instrument schon sehr versiert und eine wahre Inspiration für die Basics auf der Gitarre.
Das Gerd's Gitarrenklänge von einem prima Instrument kamen, ließ sogar meine Eltern nicht unbeeindruckt und haben unsere Verhandlungen zum "dringenden" Erwerb einer "echten Brettgitarre" mächtig erleichtert. In seinem Zimmer im Anwesen der Landhändlerfamilie Theilen befanden sich auch wertvolle Equipment-Teile, und so spielte ich erstmals und ehrfürchtig auf einer Gitarrenanlage, in die ein Echolette-Bandhallgerät eingeschleift war. Ich war hin und weg.
Der positive Einfluss meines musikalischen Patenonkels Heinz Paschold gab den Ausschlag:
Ich durfte mein Konfirmationsgeld bei "Sprenger Achternstrasse" in den Kauf einer gebrauchten Höfner-Gitarre investieren. Ein "Brett" mit 3 Tonabnehmern, 3 Potis, Tremolo (umgangssprachlich Vibratohebel und "Jammerhaken"), Farbe vorn weiß, hinten schwarz. Das Teil war ja noch schöner als die Gitarren, die bei Quelle in der Gaststrasse zu bewundern waren. Klaus Schmidt, Klassenkamerad von Detmar, hat sein Tonbandgerät bei uns gelassen: Jetzt gehts los: "Shakin All Over" von den Lords lasse ich ein's um' s andere Mal laufen. Okay, sitzt. Jetzt mein aktuelles Lieblingsstück "Seven Golden Daffodils" - und mit "Vibrato-Hebel"-Einsatz begleite ich herzerregend.
Kurz darauf fällt "Kumpel" Klaus-Peter ein roter Höfner-Bass zu. Wir proben in dessen Halb-Parterre-Zimmer (wie kann man Kinder nur in so was wegschließen), angestachelt von zumeist "bissigen" Kommentaren seines älteren Bruders Hans-Hermann. Wenn wir jetzt noch Verstärker hätten? Das heimische Röhren-Radio darf nicht aus dem Wohnzimmer entfernt werden. Wie also "on the road" gehen? Schulfreund und "Gebraucht-Technik-Händler" Günther Nullmeyer bietet ein braunes "Dampfradio" an. Muttis Portemonaie wird um weitere 40 DM leichter und mit weißer Farbe verschaffe ich dem Radio optische Nähe zum "Vox AC 30 German Version". Wieso klingt das nur so leise und so dumpf ? Der Wechsel auf unser Wega-Transistor-Radio verschafft bei gleichzeitigem Drücken 2er Tasten neue (Verzerrer-) Sounds und Beschäftigung bei Oldenburgs Radio- und Fernsehmechanikern, weil der Radioempfang ab diesem Moment auch nur noch verzerrt zu hören ist.
Sobald das Radio wieder heil ist, wird nächstens wieder Radio Luxemburg auf der Mittelwelle gesucht, ein kleines Mikro davorgestellt, das Tonbandgerät eingeschaltet (ein TK 140 Einknopf-Gerät - eine weitere Low-Budget-4 Spur-Sensation von Grundig, daß ich mir 1966 zum 13. Geburtstag vom bis dahin Ersparten kaufen durfte) und dann läuft die Aufnahme während des Schlafes, bis man irgendwann vom Schleifgeräusch des abgelaufenen Bandes wach wird. Die "Beute" wird in einem 4er-Zirkel mit Klaus Peter, Günther und meinem Cousin Hans-Peter Koopmann getauscht.
Günther hat ein tolles Fragment aus dieser Zeit gerettet, leider ohne die unnachahmlichen Kommentare der Radio-Moderatoren und Jingles, die diesen faszinierenden Radio-Nächten ihren Stempel draufdrückten.
Dieses Tonbandfragment gibt uns für die meisten der knapp 20 Titel hinsichtlich Interpret und/oder korrekter Titel-Bezeichnung Rätsel auf , die teils jahrzehntelang auf eine (Auf-)Lösung warten müssen.
Klaus-Peter und ich grasen die Stätten ab, wo Jugendbands zu hören sind: Gemeindehäuser, Jugendheime etc. Sommerzeit: Wir radeln zum Freibad Nord am Flötenteich, treffen Klassenkameraden, machen Mädchenbekanntschaften, endlich: der erste Kuss. Höchste Zeit, in 2 Wochen werde ich vierzehn. Beim Flötenteich entdecken wir eine magische Stätte: Das Bauernhaus ! Fotos siehe Homepage "The Stingrays | History bzw. Band - Harald Houben". An diesem angesagten Ort ist jeden Tag was los. "The Earls" sollen da proben, aber angesagt sind "The Stingrays", die in und um Oldenburg herum für Furore sorgen - wie die "Mac Five", die allerdings an einem anderen Ort trainieren (sh. "Backstage"-Homepage | Die Band | Kalle Bröker).
Wer alt genug ist und über ein festes Taschengeld verfügt, geht ins BB (Four Kings, Cliff Cenneth, Midnights) oder Astoria und besucht insbesondere die AOSV-Veranstaltungen. Schulkameraden aus höheren Klassen wie Jürgen Boom vollbringen Unglaubliches, in dem sie Starbands wie Rattles und Kinks nach Oldenburg holen. Klaus-Peter und ich verfügen weder über das eine noch über das andere. Wir hospitieren bei den Rest-"Chimes" um Heiko Grabowsky, ziehen weiter und treffen in einer Ludwig Freytag-Lagerhalle in Osternburg Nähe Wunderburgstrasse auf die "Lovelights", die sich u.a. mit unseren Schulchorkameraden Hartmut Hühn (g) und Wolfgang Völzow (d) rekrutieren. Dank "Kalle Meyer" verfügen die Jungs über ein vorzeigbares Equipment, daß den Begriff "Anlage" verdient. Und musikalisch ist die Band auf einem guten Weg.
Nebenbei: Bei unseren Besuchen fällt mir ein einsames schwärzliches Schlagzeug mit der Aufschrift "The Teamworkers" auf der Bass-Drum ins Auge.
Ich darf mich an einer Performance meiner Schulklassenband "The Rock-Stars" um Onno im Hause der Familie Onken beteiligen. "Highlight" unseres 4 Stücke-Programms ist "Yellow Submarine". Der Applaus unseres Puplikums mit Iris und Freundinnen ist - wohlwollend formuliert - verhalten. Aber die Party ist nett.
Schulisch geht's bei mir den Bach runter. Das erzwingt für meine vorerst letzten beiden Schuljahre den Wechsel von der Hindenburgschule auf die Realschule Margaretenstraße. Ich vermisse das kreative Umfeld der später (sinnvollerweise) auf "Herbert-Gymnasium" umgetauften Schule, werde Klassenkamerad von Michael Maus, dem Bruder von Eugen, mit dem ich erst viele viele Jahre später Kontakt kriege. Der ging hier übrigens auch zur Schule, genauso wie ein Heinz-Günther Hartig, heute bekannt als Herausgeber des Oldenburger Rock'n'Roll-Musikmagazins, das gerade im Oldenburger 'Studio B' 40jähriges Bestehen gefeiert hat - unter Mitwirkung der immer noch sensationellen "Franny & The Fireballs" als Liveact.
Und ich treffe auf meine Großkusine Uschi Suhrborg, dem Patenkind der NWZ-Redaktion - eine Klasse unter mir - deren Vater, mein Großonkel Max, bei der Gema Oldenburg angestellt ist. Dem verdanken Uschi und ihre ältere Schwester Etta wahre Schätze an Schallplatten.
Eine weitere Begegnung auf der Margareten-Schule ergibt sich in einer Sport-Unterricht-Pause mit Thomas Kiel, der allerdings in die 10. (eins höher) eingestiegen ist. Wie wir später herausfinden, ist das die 3. Schule, die wir (relativ kurzzeitig) gemeinsam besuchen. Vor wenigen Monaten habe ich noch die Schulbank der 8. Klasse mit seinem jüngeren Bruder Willi auf der Hindenburg-Schule geteilt, was mit einem regen Austausch von Schallplatten der "Stones" und Kinks verbunden war. Möglicherweise ist Thomas' Aufenthalt hier ausschlaggebend für einen Auftritt der aus Stingrays- und Mac Five-Mitgliedern fusionierten "Foam", die ich in der Aula über der Turnhalle erstmals erlebe. Und bin total beeindruckt von dem, was diese Band mit Detlef Wiedeke, Harald Houben, Hasso Bensien, Helmut Meyer und Thomas Kiel raushaut. Immerhin schreiben wir das Jahr 1968, und die Musik hat sich in kürzester Zeit enorm fortentwickelt. Wer kann das denn "live" noch spielen? Aber diese Band macht das und beherrscht u.a. Titel vom "The White Album" der Beatles. Einige Zeit später lerne ich jemanden kennen, den die Darbietung der Foam an diesem Abend gleichfalls begeistert hat: Wolfgang Wehner, Experte an den Tasten und musikalischer Kopf von "The Teamworkers".
Die Schüler-Discos AGO und NGO brummen. Im Jugendzentrum an der Peterstrasse gegenüber der NWZ sind Günther und ich jeden Nachmittag an den "Kickern" (oben und unten) zu finden, begleitet von den Sounds, die von den im Keller-"Studio" oft von Wolfgang Völzow aufgelegten Schallplatten wie "Tom Tom", "Childen", "If Paradise .." kommen. Nach wie vor hat mich die Baumgartenstrasse mit dem Gretna Green und insbesondere dem Montparnasse (dessen Kicker-Automaten ich Bekanntschaften speziell mit Klaus Teebken und Frank Rauen verdanke), dem Scala, dem Chalet .. wie auch immer .. im Bann, und bleibe auch dem "OT" treu, obwohl wir seit 1967 von der Moltkestrasse weggezogen sind, in den Stadtteil, wo meine Mutter ihre lokalen Wurzeln hat, nach Eversten.
Die Gegend um den Kiosk und dem Kino am heutigen Marktplatz beim Everstener Holz hat mal mit den Halbstarken auf ihren Kreidler-Hobeln aufregende Zeiten gesehen.
Unbeabsichtigt sorge ich für einen heimischen Aufreger durch eine von mir in Abwesenheit meiner Eltern anberaumte Party u.a. mit Großkusine Uschi als unschuldigem Gast, wo der spätere Zustand der Wohnung indiziert, daß ich in jüngster Zeit einige unpassende Bekanntschaften geknüpft habe.
Im "Summer Of 69" geht meine Pflicht-Schulzeit zu Ende. Während meine Schulfreunde an der Nordsee zelten gehen, überbrücke ich einen Teil der Zeit bis zum Beginn meiner Banklehre bei der kleinen Raiffeisen-Bank in Eversten "auf See" und deckel meine durch "Felix Luckner" ("Seeteufel") und "Jack London"-("Meuterei auf der Elsinor")-Literatur inspirierte Abenteurerlust. Ein Kunde meines Vaters, der als Anlageberater bei der Bremer Landesbank tätig ist, ermöglicht mir die Reise auf dem auf der Brands-Werft erstellten, zur Zeit containerfahrenden Seeschiff "MS Osternburg". Hier bin ich Schiffsjunge auf Zeit. Kurioserweise treffe ich auch hier einen früheren Schulkameraden, Helmut Brummer, der eine Seemanns-Ausbildung begonnen hat. Helsinki '69: Hat Spaß gemacht. Helmut, allzeit gute Fahrt - wo immer Du auch steckst (hoffentlich nicht bei den Piratens in Somalia) ! Und da ist noch die Erinnerung an meinen 16. Geburtstag, der mich auf hoher See ereilt, wobei etwaige Geburtstagsgefühle in einem von den Decksleuten am Abend des 26.06. angezettelten Wodka-Gelage ertrinken (What Shall We Do ..). Danke, daß mir ein Ausbildungsplatz in der Bank sicher ist.
Januar 1971. Das Thema "Band" ist für mich nicht mehr präsent. Die Beatles sind auseinander und in Oldenburg läuft seit den letzten Soulkonzerten der Bremer Shakespeares im Gymnasium Eversten öffentlich wenig. Mit mir bin ich soweit im Reinen: Habe mich in die Azubi-Hierarchie der Bank mit Udo Warich, Heinz-Otto Griesel, Ingo Harms, Detlef Meier, Gaby Beilken, Gerda Schütte & Co. eingefügt. Bei Sprenger habe ich mir meine erste "Shadows"-Langspielplatte "Bestsellers" gekauft. Mit "Apache" drauf, wonach ich ab jetzt meine Gitarre stimme. Verfüge über ein kleines Sparguthaben. Meine Freundin besucht die Oberstufe des Graf Anton Günther-Gymnasiums und hat meinen alten Spezi Klaus-Peter in der Klasse. Meine Alten daheim sind meist friedlich. Demnächst beginne ich mit Führerschein-Stunden. In der Berufsschule haben mein Freund Günther Nullmeyer und ich uns wiedergefunden und sitzen zusammen. Ein gutes Omen. Die Lehrer sind entspannt, betrachten uns als Menschen und gehen positiv mit uns um. Infolge des allgemeinen Wohlgefühls stimmen auch die Noten. Günther und ich können uns vorstellen, auch mal Berufsschullehrer zu werden. Kurz um: Alles easy. Bis eines Tages, in den "Städtischen Handelslehranstalten" an der Ammerländer Heerstaße .. Günther und ich schlendern auf dem Pausenhof, und Günther begrüßt ein auch mir bekanntes Gesicht aus Hindenburg-Schule-Zeiten. Nach dem Small-Talk zwischen den beiden "na Christian - was machst Du so" wendet sich unser "Bekannter" an mich. Sinngemäß: Spielst Du nicht Gitarre? Wir haben 'ne Band. Ganz starke Truppe mit Chorgesang. Anlage sowieso. "Verstärker - hast keinen? - macht nix - komm trotzdem. Wir proben wöchentlich in einer speziellen Garage Nähe Alexanderhaus beim Fliegerhorst. Jetzt Samstag wieder. 14 Uhr da sein." Ich überlege: Samstag Nachmittags bin ich wie immer bei meiner Freundin. Okay, diesmal verspäte ich mich. Is' ja ein besonderer Anlaß. (Und ob). Also radel ich am Samstag aus Richtung Hauptstraße Eversten nach Bürgerfelde in Richtung Fliegerhorst. Gitarrentasche am Lenker, Kabel in der Jacke. Der Klassiker eben. Bis auf das Radio, das durfte zu Haus bleiben. Alexanderhaus - Garage - Leute da - Begrüßung: "Schön, das Du da bist. Wir sind die Teamworkers".
Die Location am Alexanderhaus ist eine Garage im Stretch-Format. Innen-links vom Zugang ein Tresen, an der Stirnseite, wo das Garagentor sein sollte, steht Musikgerät. Ein Guyatone-Verstärker, ein rotes Schlagzeug, eine kleine einmanualige Orgel sind aufgebaut, im Halbdunkel schimmern verchromte Stative. Hier im Basislager von Jens-Uwe Werner, noch Schüler auf der Realschule Margarethenstraße, der eine professionelle Gesangskarriere anstrebt und dabei von Mutter und älterem Bruder sowie Mitschülern frenetisch unterstützt wird. Christian stellt ihn und die anderen heute Anwesenden vor: Wolfgang Wehner, Verwaltungsazubi und Tastenkönig der Teamworkers und Werner Böckmann, Kfz-Mechaniker-Azubi. Das ist der mit dem Schlagzeug. Wieso rote Drums? Man erklärt's mir: Die schwarzen Drums gehören Hansi Keiper, der ist nicht mehr dabei. Der hat die Band ursprünglich als Beatband zusammen mit Wolfgang Wehner und dem Gitarristen Manfred "Heiner" Wesemann, der auch weg ist und für den sie jetzt Ersatz suchen, gegründet: Zunächst als Trio, dann verstärkt durch Christian Behrens, derzeit Fachoberschüler, am Baß. Mit Gigs u.a. in der Tanzschule Beuss und im Müggenkrug. Die haben schon mal 'ne Mark verdient und setzen aktuell auf englische und deutsche Schlager. Was ihnen mit einem entsprechenden Musiktitel als bisherigen Karrierehöhepunkt den 1. Platz bei der letzten "Die große Chance"-Veranstaltung bei Krückeberg eingebracht hat.
Die vorgegebene Musikrichtung ist eigentlich nicht mein Ding, aber die Truppe hat eine Aura aus der Kombination "Spaß, Ehrgeiz und Enthusiasmus", die mir gefällt.
Die wollen mich ja wirklich. Meine erste richtige Band. Und das auf meine alten Tage ..
Und 'n Roadie ha'm die auch, der heißt Sven oder so ..
Nach einigen Proben-Samstagen fühle ich mich integriert. Meine Erwartung, ohne eigene Investitionen an den Großtaten der Teamworkers teilhaben zu können, soll sich nicht erfüllen. Mein Mentor Christian lotst mich zur Nordstraße 10 in ein Musikgeschäft mit viel Gerümpel aus den frühen 60ern. Mein erster Deal in Rico Fischmann's Laden ist ein vorsintflutlich anmutender Kofferverstärker der Marke Schaller "für sofort" 600 DM und weiteren 100 DM einen Monat später. Ein vergleichbarer VOX AC 30 liegt ungefähr beim Doppelten zu dieser Zeit. Jedenfalls sind meine neuen Kameraden zufrieden und meine Ersparnisse zur Gänze und bald auch meine Freundin futsch.
Dieser alte Kasten, der von meinen Eltern argwöhnisch registriert wird, ist dann bei meinem ersten öffentlichen Auftritt am 11.04.1971 in Wöbkens Gasthaus in Achternholt ".. mit Tanz auch für die mittlere Generation .." dabei. Ich erinnere mich gut an meine Nervosität, an des Sängers theatralische Gesten bei den Peter Maffay-Schnulzen und ähnlichen "Schlüpferstürmern" sowie an die Milchflaschen auf der Bühne, die das Bild eines unschuldigen Kindergeburtstags vermitteln. Mein musikalischer Beitrag als Begleitgitarrist ohne Gesang ist dabei bescheiden. Trotzdem bin ich ab jetzt infiziert.
In die Stretchgarage am Alexanderhaus ist Besuch vom Fliegerhorst gekommen. Unsere dargebotenen Interpretationen gefallen und wir werden für eine Feier im Offiziersheim engagiert. Für mich wird's ein unvergessliches Erlebnis: Am Nachmittag auf einer Bank-Besorgung mit dem geliehenen Mofa eines Mit-Azubis in Hundsmühlen auf's Pflaster geknallt und mit entsprechenden Bein-Blessuren die Nacht zumeist stehend auf der Bühne. Das Catering durch die Ordonnanz ist für uns Jungs ein Traum und wir bedanken uns, indem wir am frühen Morgen ein Zusatzkonzert geben. Jetzt wird's nochmal richtig lebendig. Unter anderem hauen wir den aktuellen Rattles-Hits "The Witch" raus. Sogar das gefällt den Fliegern. Unsere Kombination mit jugendlich-enthusiastischer Präsentation und niedriger Gage wird mit viel Applaus bedacht und weiteren Verpflichtungen honoriert. Ab jetzt sind wir oft hier und jeder von uns kriegt eine "Green Card", damit uns die lästigen Formalitäten an der Fliegerhorstwache Alexanderstrasse erspart bleiben. Nachdem Christian einmal seinen Kontrabass mit auf die Bühne gebracht hat, steht uns die Möglichkeit eines Shuttle-Services von Wohnung zum Fliegerhorst und zurück zur Verfügung. Auch die UHG ist auf uns aufmerksam geworden und engagiert uns.
Wir sind so intensiv dabei, daß ich mich sogar bei der Hochzeitsfeier meines Bruders für eine Probe von Roadie Sven von der Feier in einem Everstener Lokal zur Garage und wieder zurückbringen lasse.
Sommer 1971 spielen für wir eine gute Sache am Lefferseck, wofür wir Berufstätigen gern einen Urlaubstag opfern. Die NWZ bringt dazu am Folgetag diesen netten Artikel mit Bild:
Das ist sie: meine Konfirmationsgeldgitarre, eine Höfner 173, angeschlossen an einen Marshall-Bluesbraker-Kofferverstärker, den mir Rico leihweise für die Zeit der Reparatur des "Coca Cola"-Schadens an meinem Schaller-Verstärker überlässt.
Fotografiert hat's ein ehemaliger Discjockey aus dem Fan-Club Pistolenstrasse mit seiner Polaroid-Kamera..
Der Auftritt am Lefferseck macht die Geschäftsführung vom Christopher of Bremen auf uns aufmerksam.
Wir werden uns einig und absolvieren Auftritte an vier aufeinanderfolgenden Samstag-Abenden in der Disco. Einer der beiden DJs in diesen Wochen ist ein ehemaliger Mitschüler von mir, Peter Renkowski, der bald darauf in der Wallstrassen-Nachbars-Disco, dem EXIL, vormals Rico's Red Balloon, davor Gondel, auflegt. Das EXIL wiederum ist Vorläufer des späteren FOR YOU. Mit dem FOR YOU, wo auch der als ehemaliger "VfB Oldenburg"-Torwart populäre Klaus Baumgart vor seiner Fusion mit Torfrocker Klaus Büchner zu "Klaus und Klaus" als DJ aktiv wird, endet die Ära der Tanzschuppen an diesem Standort:
Die Wallstraße wird zu Oldenburgs "langer Theke".
Vor dem Engagement im Christopher gegenüber vom Lappan ist Sänger Jens-Uwe ausgestiegen. Einige Zeit später erscheint auf Ariola eine Single von ihm, die auch seitens der NWZ Erwähnung findet und, wie wir hören, in der Hitparade des Hessischen Rundfunks bis auf Platz 3 schießt.
Von Komponist Hans Hee (Wasser ist zum Waschen da/Peheiros, Oh My Darling Caroline/Ronny), Mein kleiner Traum/Karina=Uschi Nerke) ist auch dieser Song.
Eins von den zu "tausenden" verkauften Exemplaren seiner Ariola-Single 12427 AT landet auch in meiner Schallplatten-Sammlung und ist da bis heute.
Genauso wie das Wah-Wah-Pedal von Schaller, daß mir Jens-Uwe vorher verkaufte. Über 40 Jahre später ist das Tret-Gerät immer noch bei jedem unserer Auftritte "im Gepäck", und wenn die Gelegenheit passt, dann kommt es bei "White Room" zum Einsatz und klingt immer noch "schweinegeil".
Vier Wochen, in denen wir uns in der Diskothek Christopher of Bremen Lange Straße Ecke Wallstraße rumlümmeln, uns austoben und mit der Mannschaft um Geschäftsführer Burkhardt Neumann mit Peter Renkowski, Uwe Handschuh und und und .. jede Menge Spaß haben. Musikalisch jedoch ernüchternd: Die fehlenden Programmteile ohne Sänger Uwe werden provisorisch zum Teil mit Oldies wie "Play With Fire" von den Stones geschlossen. "Stonessprachlich" sind wir mit dieser wunderschönen Nummer allerdings "Out Of Time", denn das ist ein krasser Kontrast zu den Disco-Knallern wie "Silver Machine", "Child In Time", "In A Gada-Da-Vida", "Inside Looking Out" oder "Sex Machine" vom Plattenteller. Noch schlimmer wirken sich die technischen Lücken unseres Rest-PA-Equipments ohne Uwe's Dynacord Eminent II und ohne durchsetzungsfähige Gesangsboxen aus. Zu allem Überfluss geht noch Keyboard-Wolfgang's Gesangsverstärker in Flammen auf und Christian's Bandechogerät verschwindet auf Nimmerwiedersehen. Einen Abend rettet uns der mit Werner befreundete Ludwig Eilers (Union Four | United Four) mit deren Gesangs-Anlage.
Unsere Show finde ich nicht übel: Das Intro in den Abend eröffnet Werner an den Drums und nacheinander kommen wir die Treppe aus dem Obergeschoss runter zur Bühne und vervollständigen den Song. Mich überkonnt der Übermut und ich drangsaliere die Gitarre mit Windmühlenschlägen à la "Townshend" und mit einem Jagdmesser anstelle eines Plektrums, was die Lebensdauer der Gitarrensaiten drastisch verkürzt.
Ein Gutes hat's doch: Meine eher passive Rolle verändert sich jetzt: Ich bringe mich mehr in die Band ein - in einer vier Mann-Band ist jeder mehr gefordert - vor allem gesanglich: ein barmherziger Zuhörer verschafft mir ein Sennheiser-Mikro, das mein Grundig-Tonbandgerät-Mikro ablöst - mit dem passenden Mikroständer anstelle der Sonnenschirmhalterung. (Ersteren habe ich in Andenken an die wilden Zeiten behalten). Demnach verfüge ich ja über "Beat-Club-Equipment" - sh. Yankees-Auftritt in der ersten Beat-Club-Sendung: Sennheiser MD 421-Mikrophon, Höfner 173-Gitarre! Seltsamerweise klingt es anders (schlechter). Der durch meinen Unsinn bedingte häufige Gitarrensaiten-Wechsel führt zu einem Experiment mit geschliffenen Saiten, was dem höfner-tonabnehmer-typischen Gitarrensound völlig abträglich ist.
Per Saldo würde ich unsere Darbietungen im Christopher als mäßig bezeichnen, auch wenn sich Orgel-Wolfgang als guter Leadsänger präsentiert, den Christian und ich nach bestem Vermögen chormäßig unterstützen.
Wenige Wochen später folgt die Offenbarung.
Eine Band namens "Los Calvados" tritt unsere Nachfolge im "Christopher" an.
Natürlich sind wir "Teamworkers" zugegen und sind baff, mit welcher Wucht und Präzision diese Truppe aktuelle Titel wie "Black Magic Woman" und "I Did what I Did For Maria" rüberbringt.
Frank Pape (Gesang, Gitarre), Robert ... (Baßgitarre und Saxophon), einer der drei Heinze-Brothers (Gitarre und Orgel), sowie Fritz Eggemann an den Drums. Nanu, den kenne ich doch noch von einem recht mutlosen Auftrtt einer Gemeinschaft, die sich "German Airforce" nannte, in der OT an der Gartenstrasse, u.a. mit den Kameraden "Helli" Reck und Hartmut Hühn - bevor der sich zu den "Lovelights" absetzen konnte. Aber hier im Christopher wirft sich der "kräftige" Fritz" in's Schlagzeug und bearbeitet bei dem Sweet-Titel "Poppa Joe" die Trommelfelle und ein kurios wirkendes Mini-Becken, daß ich aus dem Staunen nicht rauskomme.
Das ist eine Lektion für uns, an diesem und den folgenden Samstagen.
"Los Calvados"!
Im speziellen konsterniert mich der Gitarrensound der beiden Gitarristen.
Man klärt mich auf: Das sind "Telecaster!", richtig orginale Fender-Gitarren.
Whouw. Hätte ich kennen können aus verschiedenen Beat-Club-Sendungen (u.a. Status Quo "Ice In The Sun").
Ab diesem Moment weiß ich: "Qualität kostet Geld" - Geld, daß ich als arme (Azubi-) Socke nicht habe.
Wir wurschteln uns noch eine Weile durch - Bundeswehr Fliegerhorst - Bundeswehr Bümmerstede - Privatfeten usw.
Es gibt nochmal eine kurze Liason mit Sänger Uwe, dann trennen sich die Wege endgültig wegen unterschiedlicher Vorstellungen zu einem eventuellen Engagement im Haus Reckemeyer und der Honorierung des "Uwe-Managers" Wolfgang Werner, des Sängers älterem Bruder.
Der Proberaum am Alexanderhaus ist natürlich weg und zwingt uns zum Improvisieren. Da sind wir nicht wählerisch. Eines Abends proben Wolfgang, Christian und ich auf dem "Everstener Holz"-Spielplatz (hinter besagtem Kiosk) mit Akkordeon, Kontrabass und "bunter Gitarre". Unsere "unplugged"-Session lockt seltsame Individuen mit braunen Gesichtern, schluriger Kleidung und alkoholisch anmutenden Getränken in den Händen aus dem Gehölz. Wir beenden diese "Session" frühzeitig.
Wir haben Glück und kriegen einen verschließbaren Raum im legendären Bauernhaus am Flötenteich als Übungsmöglichkeit.
Soweit ist das super, aber es ist eine ganz andere Atmosphäre, als ich das in Erinnerung habe - leider keine Spur mehr von dem früheren Treiben dort. Einer von den paar jungen Leuten, die da noch rumwuseln, ist Klaus Kayser, späterem Ehemann meiner Großkusine Uschi und GSG-Wohnraum-"Beschaffer".
"GSG" - sagt Euch nix? Müsst Ihr googeln.
Wir fokussieren uns auf die im Spätherbst anstehende Titelverteidigung "Grosse Chance", die wie im Vorjahr bei Krückeberg stattfindet. Aber unsere Truppe ist auf der Drummer-Position unstabil, weil Werner Probleme mit den Übungsterminen hat.
Willi Wübbenhorst, dessen Name mir aus Erzählungen meines Brudes Detmar von einer gemeinsamen Frankreich-Schüler-Austauschreise bekannt ist, beehrt uns einmal.
Schlußendlich entscheidet sich Hansi Keiper für ein kurzfristiges Comeback bei den Teamworkers. Für 'Die Grosse Chance' proben wir 2 Nummern ein: Eine Wolfgang Wehner-Eigenkomposition und ein Titel von den Soulful Dynamics.
Von deren aktuellem Chart-Erfolg sind wir dermaßen überzeugt, daß wir sicher sind, alle etwaigen Konkurrenten aus dem Feld zu haun.
Spätherbst 1971: "Die große Chance" .... für die Teamworkers zum 2. Mal den Sieger zu stellen.
Am Nachmittag treten wir bei Krückeberg zur Probe an - Wolfgang, Christian, Hansi und ich.
Vor dem etwa schon zur Hälfte besetzten Saal, darunter natürlich alle Kandidaten und ihr Anhang (mein Freund Günther ist auch da) stöpsel ich meine Höfner-Gitarre in Lothar Krogmanns's VOX-Verstärker ein und empfange einen Rat vom versierten Gitarristen der von uns hoch geschätzten Hausband "Convairs":
"Verhaltene Lautstärke - und wenn jemand ein Solo spielt, dann müssen die Kollegen leiser spielen und nicht umgekehrt der Solist lauter."
Danke Lothar, diesen Satz habe ich oft beherzigt.
Entsprechend unserer Taktik präsentieren wir im Probedurchlauf Publikum und Mitbewerbern zunächst die langsame, nette Eigenkomposition unseres Keyboarders.
Die erste Überraschung:
Dieses gefühlvolle Stück wird kaum wahrgenommen.
Zweitens: "Los Calvados" treten an.
Drittens: Sie haben sich mit "Heiner" Wesemann (zur Erinnerung: leztes Jahr noch an gleicher Stelle erfolgreicher Teamworkers-Gitarrist) verstärkt - der zupft dann auch gleich das Intro von Danyel Gerard's "Butterfly" (oder war's "Zeig mir den Platz .." von Udo Jürgens?).
Jedenfalls ein aktueller Überflieger-Titel und perfekt gespielt bei der Probe.
"Schön aber langweilig", denke ich noch so.
Jetzt gilt's:
Wir treten an und machen ordentlich Dampf mit "Saah Saah Kumba" von den Soulful Dynamics und müssen anschließend nochmal "Zeig mir den Platz .." (ach wie schön gespielt) über uns ergehen lassen.
Es erklingen auch noch andere Beiträge, aber das Ding sollten wir doch wohl im Kasten haben.
Oder?
Die Jury gibt bekannt:
Diesjähriger Sieger sind "Los Calvados" mit dem Titel "Zeig mir den Platz .." mit einer Stimme Vorsprung vor den Teamworkers mit "Saah Saah Kumba".
Wir schauen uns betreten an.
Christian und Hansi flüchten mit unbekanntem Ziel.
Wolfgang und ich flüchten auch und suchen beim Bierchen im Ofener Krug nach einer Erklärung für das Desaster.
Spätfolgen: Ein "Stimmungswandel" bei uns Teamworkers.
Erkenntnis: Auch von "Los Calvados" ist nicht zu vernehmen, daß die jetzt einen Schallplattenvertrag bekommen hätten.
Weder Teamworkers noch Los Calvados treten bei diesem Contest noch einmal an.
Die vierte Überraschung:
Günther erklärt mir, daß er uns leider seine Stimme nicht geben konnte - das Lied "Saah Saah Kumba" mag er einfach nicht.
Und der eigentliche Gewinner dieses Abends ... ist "Heiner" Wesemann .. 2mal angetreten, 2mal gewonnen. Chapeau.
Zurück im Bauernhaus für weitere Proben - mal mit, zumeist ohne Schlagzeuger. Der Esprit ist raus.
Für unseren Sylvesterauftritt 1971 bei der UHG auf dem Fliegerhorst macht Fritz Eggemann den Ersatz-Drummer.
Im Januar erklären Christian und Wolfgang ein Zusammengehen mit Frank Pape und Fritz Eggemann von den "Los Calvados".
In Wardenburg ist der letzte gemeinsame Auftritt. Ein Abschied in Freundschaft. Die nächsten Monate werde ich konzentriert auf meine Kaufmanns-Gehilfenprüfung im Sommer hinarbeiten, weiß aber im Innersten, dass ich über kurz oder lang wieder einer Band beitreten werde. In diesem Alter ist es noch so: Eine Tür schließt sich - und eine andere tut sich auf.
Die "Teamworkers" sind als späte 60er-Jahre-Band noch in keiner schriftlichen Aufarbeitung über die Musik der Beatjahre in Oldenburg und Umgebung berücksichtigt. In der "Wesemann-Homepage" existiert die Band nur bis 1970. Schon drollig.
Für Wolfgang, Christian und mich sind die gemeinsamen Erlebnisse noch oft Gesprächsstoff.
Frühjahr 1972:
Nach einigen Wochen musikalischer Lethargie schlendre ich am Brandner's Geschäft in Oldenburg's "Lange Strasse" vorbei und bin wie elektrisiert von der schönen weißen 'No Name'-Telecaster-Gitarre. Nach dem "Deal" verschwindet meine Höfner aus meinem Blickfeld. Tolles Spielgefühl, schöner Sound, neues Selbstbewußtsein. Mit Christian spiele ich auf meinem kürzlich erworbenen "'Uher Royal de Luxe" -Tonbandgerät via Multiplay eine Coverversion des Ventures-Titel "Walk Don't Run" ein. Nur Gitarre und Baß. Uns gefällts.
(Freudig) überrascht bin ich, als mich Christian zu einer Probe seiner neuen Formation mit Wolfgang, Frank und Fritz in's altbekannte Bauerhaus einlädt. Denn, was hab' ich denn schon mit seiner neuen Truppe zu tun? Aber irgendwie antizipiert Christian in diesem Moment weitere Entwicklungen!
Im Bauernhaus konstatiere ich, daß sich die vier schon gut zusammengefunden haben. Eisern und akribisch feilen sie an aktuellen Hits. Wo Frank mit seiner Telecaster geblieben ist, weiß ich nicht, hier jedenfalls ist er auf einer wunderbaren Guild-Gitarre aktiv ... ein Fabrikat, daß mir bisher nur von 'Duane Eddy'-Plattencovern bekannt ist - ich bin ein Riesenfan von Instrumental-Titeln.
Als "Memories" kriegen sie ein Engagement bei Hermann Schröder im Schützenhof Petersfehn vor den Toren Oldenburgs.
Zu einem ihrer ersten Samstags-Auftritte "reise" ich per Anhalter an und erlebe sie im Nebensaal dort rausgeputzt in einheitlichen schmucken Anzügen, also richtig schnieke, und auch als musikalische Einheit mit einem wirklichen Klasse-Programm. Frank Pape und Wolfgang Wehner machen jeweils einen überragenden Lead-Gesang, und die Backing-Vocals runden die Lieder zu einem beeindruckenden Ganzen ab. Dem Bandsound kommen Wolfgang's Investionen in ein neues Keyboard sowie Christian's Erwerb eines richtigen Fender Precision-Basses (sogar mit Koffer - wie bei den Profis) zugute.
Beim "tanzenden Völkchen" kommt die Darbietung bestens an und auf mich wirkt der Gesamteindruck ungeheuer professionell und absolut nachahmenswert.
Nebenan im Hauptsaal spielt die eigentliche Hausband.
Ja, bei "Schröder" gab's das wirklich mal:
Ein Lokal, 2 Säle, 2 Live-Bands gleichzeitg mit Vollprogramm.
Die andern sind die "Missouries" und so wie ich das erlebe, ist das eine brave Schlagerband.
Mit einer für mich faustdicken Überraschung:
In deren Reihen bedient Thomas Kiel (Ex-Stingrays, Ex-Foam) Baß und Gitarre und Helmut Meyer (Ex-Mac Five, Ex-Foam) die Drums. Da bin ich baff, diese beiden einstigen Koryphäen der Oldenburger Beat-Szene in so einem "nicht-Emotionen-weckenden" Ensemble zu entdecken.
Den Vergleich zu den wesentlich aktuelleren und dynamischeren Memories ziehend, ist es eine reine Zeitfrage, wann die Memories die Missouries im Hauptsaal ablösen.
Folgerichtig fliegen die Missouries raus und die Memories rein - auf die Hauptbühne des Schützenhofs Petersfehn.
Und ich werde penetranter Pendler zwschen den Convairs bei Krückeberg in Oldenburg und den Memories in Petersfehn.
Bei einem dieser Abende in Petersfehn macht mich Christian mit Ralf Keller bekannt. Beim Bierchen erläutert der mir seinen Plan einer Bandgründung. Er, Bassist, eingefleischter 'Pretty Things'-Fan, gelernter Radio- und Fernsehtechniker, ist derzeit Soldat "Flieger" .. auf dem Fliegerhorst Oldenburg. (Schon klar.) Einen Rhythmus-Gitarristen hätte er bereits an der Hand. Wie wär's denn mal mit 'ner lockeren Probe?
Ich überlege: Keine Gesangsanlage, kein Drummer, kein Programm. Das ist so gut wie nischt. Und von der Bühne schallt die Musik der Memories: fleißig einstudiert, sauber intoniert, akustisch klasse.
Zudem bin ich in Vorbereitung auf meine Kaufmannsgehilfen-Prüfung und werkel in der Freizeit gern mit dem neuen Tonbandgerät rum. Und mich umwehen ungewohnte musikalische Klänge, seit sich mein Bruder Detmar der transzendentalen Meditation verschrieben hat.
Ja, in Oldenburg hat der Maharishi durch die von "George" (bitte so wie den Vornamen von Mr. Harrison aussprechen) Meier aufgebaute "Zelle" Fuß gefasst. Meinerseits große Bewunderung für den vom Seemann und Gaststättenbetreiber zum eloquenten Erfolgsmenschen (hübsche Gattin, edler Zwirn, verbindliches Auftreten usw.) gewandelten George, zumal er Gruppenfotos zeigt, auf denen er in Indien beim Maharish in Rishikesh zusammen mit den 4 Beatles und Donovan und Mike Love von den Beach Boys zu sehen ist.
Mein Bruder schleppt jetzt seltsames Zeugs in's Haus - Messingsachen, Batikarbeiten, Bücher über Yogis und indische Gottheiten - und entsprechende Schallplatten.
Im Unterschied zu den studiomäßig ausgefeilten Sitar-Klängen auf dem "Revolver"-Album und beim Intro von "Paint It Black" möchte ich diese in Vinyl gepressten fernöstlichen Klänge als im wesentlichen "radikal folkloristisch" bezeichnen.
Vereinzelte Musikstücke gefallen mir allerdings und verschaffen mir eine "musikalische Bewußseinserweiterung".
Zurück zur aktuellen Pop-Musik und zu Ralf's optimistischen Bandgründungs-Gedanken:
Nach dem siebten gemeinsamen Bierchen an diesem Kennenlern-Abend in Petersabend ist meine Skepsis erstmal verflogen und so stimme ich einem Treffen mit ihm und seinem Rhythmus-Gitarrist-Bekannten zu.
In irgendeiner Oldenburger Kneipe findet dann die Begegnung statt mit Dieter Fried aus dem emsländischen Dörpen, gerade Zeitsoldat auf dem Fliegerhorst, im Zivilberuf Steuerfachgehilfe und Porsche 356-Fahrer - Besitzer eines auf dem Flugplatzgelände geparkten nicht mehr einsatzsatzfähigen Fehlkaufs in weiß plus einem fahrfähigen Coupé in grün. Himmlisch - Spitze - oder was soll ich sagen; Ralf hat zurselben Zeit für einen Restaurationsversuch einen gelben 356er in einer Oldenburger Garage stehen - kurios - wenn ich Geld hätte, würde ich's gerne gleichtun.
Dieter ist ein Kumpeltyp, von einer Band-Neugründung begeistert und sprüht vor Optimismus. Da gleicht er sehr Ralf - und ich lasse mich anstecken, obwohl wir bisher noch keine Note zusammen gespielt haben.
Das ich mit den beiden soeben Bekanntschaften für's Leben geschlossen habe, ahne ich nicht im Entferntesten.
Und was tut sich mit'm Schlagzeuger?
Ralf: "Nöö. Bisher nix. Weißt Du nicht doch ein'n?"
Dann eine kleine Sensation: Fritz Eggemann hört bei Memories auf! Also frag' ich ihn in der Sektbar des Schützenhofs Petersfehn, ob er Lust hat in unserer neuen Band mitzumachen. Klare Antwort: Nein!
Später erklärt sich das: Er hat sich mit einer lokalen Dorfschönheit verbandelt und will seriös werden. Haken dran.
Als weitere Überlegungen ins Nichts führen, erinnere ich mich an Werner Böckmann, unseren einstigen Teamworkers-Drummer. Den mache ich als Zeitsoldat --- auf dem Oldenburger Fliegerhorst ausfindig. Das gibt's ja gar nicht, denke ich noch so: Ralf, Dieter und Werner ... alle zeitgleich hier auf dem Fliegerhorst? Doch - und Dieter als Unteroffiziersanwärter beschafft uns als erste Übungsraumlokalität den Saal der UHG auf dem Fliegerhorst.
Gleich bei unserer ersten Probe auf dem mir gut bekannten Terrain schaffen wir's, die neugierigen Uffzs, die gerade Freizeit haben, mit unseren ungeschlliffenen Darbietungen zu verprellen. Dieter hat die Lösung: Wir probieren's mal mit Josef Saalfeld am Schlagzeug. Das ist, wie er sagt. ein spitzenmäßiger Drummer als "alten Zeiten". Richtiger formuliert: Ein zeitweiser musikalischer Wegbegleiter von Dieter aus dem Emsland.
Die nächste Probe: Jetzt mit Josef an den Drums. Blöderweise ist das nicht mit Werner abgestimmmt. Was passiert? Ein paar Stücke angespielt - dann geht die Tür des UHG-Saals auf - und Werner kommt rein - schaut sich unser Treiben auf der Bühne an - und macht auf dem Absatz kehrt. Dieser Moment war für mich an Peinlichkeit nicht zu überbieten. Ich habe Werner nie wieder gesehen. Ich schäme mich in Grund und Boden. "Shit happens", kommentierte Keith Richard seinerzeit den Rauswurf von Brian Jones bei den Rolling Stones. Nicht nur dieser Spruch passt zur Situation, sondern auch das Umfeld: Dieser Fliegerhorst war eine soldatische Durchgangsstation des späteren Musikers und Stones-Bassisten Bill Wyman gewesen.
Josef Saalfeld ist jetzt der neue Drummer.
Nicht das sich das Musikalische dadurch entscheidend verbessert hätte. An Werner lag's ja auch nicht. Konsequenz der schwindenden Sympathie unserer Gastgeber:
Wir wechseln in einen von Dieter organisierten Raum sprich Halle, die zur Feldwerft G91 gehört, natürlich noch auf dem Fliegerhorst Alexanderstrasse Oldenburg.
Ich verstehe das: Die UHG hatte eben andere Massstäbe - die haben Events mit renommierten Stars wie Rex Gildo plus Band gehabt - und schätzten auch die Teamworkers - aber hier in ihrer heilen Welt den Neuaufbau einer "Horstband" auszuhalten, das wollten sie nicht.
In Selbstbesinnung unserer gesanglichen Mängel beschäftigen wir uns vornehmlich mit Instrumentalstücken von den Shadows, Spotnicks, Ventures und Surfaris, was ziemlich engstirnig ist, da das Musik einer vergangenen Epoche ist. So war das eben Anfang der 1970er - diese Art von Musik hat derzeit wenig Perspektive.
Im Nachhinein sind das jedoch die zarten Wurzeln 2er späterer Oldenburger Oldiebands - die Beatkinks von Ralf Keller und die Startracks mit meiner Beteiligung.
Gedanklich bin ich noch sehr bei den Memories, bei denen jetzt Drummer-Ikone Helmut Meyer mitwirkt. Bei meinen Besuchen in Petersfehn bin ich nicht mehr auf meinen Tramperdaumen angewiesen. Oh nein, ich fahre mit meinem ersten eigenen Wägelchen vor. Den Prinz 4, den ich meinem Raiffeisen-Bank-Mitazubi Ingo Harms "zu verdanken" habe, lenke ich für einige Monate "stolz wie Oskar" oft zum Petersfehner Hof von Hermann Schröder. So auch an dem Abend, an dem die Yankees aus Bremen im Rahmen ihrer Comeback-Tour die Stargäste sind. Deren Showeinlage, in der sie zu einem Playback mit Politiker-Kommentaren auf der Bühne mimen, finde ich spitze. Allerdings vermisse ich den Beat-Charakter bei dieser tollen Band - so mit den Cowboy-Hüten und entsprechenden Songs hat das schon mehr Country-Musik-Charakter. Und wo ist der Typ, der im Beat-Club den Leadgesang machte? Ich wundere mich, wieso "Halbstark" so langweilig klingt und freue mich zugleich über deren Autogramm-Karten.
Sonntags bin ich bei "Teamworkers-Memories-Christian" zum schachspielen. Das ist in meiner Rückschau eine Zeit besonderer Weichenstellungen. Christian, der das BWL-Studium begonnen hat, regt mich an, nach Abschluß meiner kaufmännischen Ausbildung unter Vermeidung einer Bundeswehrzeit das Fachabitur zu machen und auch an die FH nach Wilhelmshaven zu kommen.
Nahezu deckungsgleich äußert mein Freund Günther die Absicht, sofort nach Abschluß seiner Sparkassen-Ausbildung den "zweiten Bildungsweg" zu beschreiten. Er initiiert ein Treffen mit Dr. Gabbert, Chef der Berufsschule an der Ammerländer Heerstraße, und unser Besuch bei diesem generösen Pädagogen ermutigt uns zu einer Bewerbung für die Fachoberschule für Wirtschaft. Aber wie komme ich an der BW vorbei?
Der Zufall meint es gut mit mir:
Mein Berufsschul-Klassenkamerad Hartmut Lehmann fragt mich am Ende einer Schulstunde, ob ich wüßte. wo der Artillerieweg zu finden ist. Das weiß ich, und ich weiß auch, daß da der Oldenburger Katastrophenschutz sein Domizil hat. Weil ich nämlich kürzlich dort eine Anfrage auf Aufnahme in deren Dienste gestellt habe, die sofort abschlägig beschieden wurde. "Ich weiß wo das ist", sage ich Hartmut .. "Was hast Du denn vor?" Der sagt: "Ich habe Termin bei Herrn Döring vom .. sowieso .." Meine spontane Reaktion: "Am besten, ich komme mit." Die Audienz beim Oldenburger Zivilschutz-.Papst verläuft so: "Danke meine Herren, dass Sie gekommen sind. Eigentlich sind alle Stellen besetzt. Aber vielleicht kann ich Sie beim Warndienst unterbringen."
Eine Woche später machen Hartmut und ich unsere Aufwartung beim Warndienst 23-Leiter Jürgen Gerdes.
Er betrachet uns etwas nachdenklich.
"Okay Ihr zwei, willkommen in unserer Runde."
Jippieh!"
Und wen sehe ich in der Runde der Friedenshelfer, die sich für 10 Jahre an der Zivilfront für das Vaterland verpflichtet haben: Hans-Hermann Pannasch, den älteren Bruder meines einstigen Musikgefährten Klaus-Peter Pannasch, zwei der Söhne unseres früheren Vermieters in der Moltkestraße beim Schloßgarten neben der alten Hullmann-Villa an der Ecke. Kurz darauf bereichert Klaus Teebken, mein Kickerfreund aus Montparnasse -Zeiten diese Truppe, aus der sich in späteren Jahren eine bis heute aktive Pokerrunde mit Christian Seibel, Gerhard Lambertus, Hans-Hermann Baars (t), Klaus-Dieter Munder, Klaus Hollas, Klaus Teebken, Peter Spöhrer und mir gebildet hat.
Zwecks Aufbesserung meiner bescheidenen Einkünfte vermittelt mich Christian für Gelegenheitsauftritte an Duos, die für "größere" Auftritte einen dritten Mann benötigen.
Bei den in Ohmstede berühmten "De Holzhackers" mache ich einige Male den Bassisten. Die Bassgitarre leiht mir der uneigennützige Ralf Keller. Der erste Auftritt mit Erwin & Kompagnon ist im Müggenkrug, wo auch schon die Teamworkers vor meiner Zeit mit denen zugange waren.
Zwischendurch gehe ich mit der "Christopher of Bremen-Crew" auf Tour. Wir testen Oldenburgs erste Bowling Bahn am Kaspersweg und fahren nach Tange .. (da gibts eine bis heute angesagte Disco) .. erstmal 'ne Flasche Asbach auf den Tisch, und dann sehn wir weiter .. Burkhardt, Uwe, Peter & Co "lassen es krachen".
Ich revanchiere mich, indem ich bei einem Ausfall der Christopher of Bremen-Beschallungsanlage für einige Tage mit meinem Schaller-Verstärker akustisch aushelfe.
Meine Zeit an der "grünen Front" hat zum Ende ein Highlight in Rastede in einer der wenigen von der Raiffeisen-Schule akzeptierten Kneipen mit einem letzten Einsatz meiner "schönen bunten" Schlaggitarre (bevor ich sie "für Pfennige" an Tebben, der Brandners Musikgeschäft übernommen hat, verschacher). Bei diesem Abschiedsabend entsetzt sich unsere Raiffeisen-Schule-Lehrerin Frau Ostmann darüber, dass sich Mitschüler (seinerzeit am Schul-Tischkicker nahezu unschlagbarer und pfeilschneller Rechtsaußen von Sparta Werlte - späterer LzO-Mitarbeiter und VfB Oldenburg-Spieler und Interims-Coach) Willi Belke zur Bezahlung seiner Zeche von mir einen Scheck geben lässt und das Formular zu ihrer Abscheu handschriftlich auf Namen seiner Bank und seiner Kontoverbindung ändert.
Ich glaube, das ist uns beiden nicht bekommen - Frau Ostmann (t) war nachtragend.
Zum Glück wurde ich an der FOS für Wirtschaft angenommen und ich kann meine Raiffeisen-Bank-Zeit durch Bestehen der Kaufmanns-Gehilfenprüfung erfolgreich abschließen. Ingo Harms und ich gehen im Sommer in Schillig zelten. Ingo hat sich unser Equipment - VW Käfer von irgendwo und Zelt von Detlef Meier - geliehen und so bruzzeln wir uns in Schillig und auf Wangerooge zur Schwärze durch. Nach Rückkehr informiert mich Christian, daß sich die Memories trennen. Mit meinem Prinz 4 holen wir seine Anlage aus Petersfehn ab.
Christian hat entsprechendes Ansehen in der Szene und wird kurz darauf Bassist der Band "Heide und die Harlekins".
Aber erstmal feiern wir gemeinsam eine Woche lang meinen erfolgreichen Lehr-Abschluß zum Bankkaufmann.
Und so muß man sich das vorstellen:
Ich sitze seit 2 Wochen in der FOS-Klasse, obwohl sich meine theoretische Kaufmanns-Gehilfen-Prüfung verspätet hat, also im Unterschied zu meinen Klassenkameraden erstmal ohne Abschluß, aber schon bei der Raiba gekündigt. Deshalb ist der geglückte Abschluss natürlich ein besonderer Moment der Freude.
"Unser Sohn Wolfgang konnte aus familiären Gründen nicht am Schulunterricht teilnehmen" - diese von mir geschriebene Erklärung wird von der FOS akzeptiert, während Christian und ich uns am Hoyersgang amüsieren, und den Lehrjungen vom Everstener Konsum zum Bierkastenbringen auf seinem Fahrrad schicken.
Christian ist von seiner neuen Combo mit Allrounder Peter Bose, Sängerin Heide, Drummer Danny und Gitarrist Bernd Kufahl begeistert.
Währenddessen ziehe ich mit meiner Truppe, die nach Dieter Fried's Idee als "Wells Fargo" benannt ist, über die Dörfer: Dörpen, Harkebrügge usw. - mit Dieter Fried, Ralf Keller, Josef Saalfeld und mir.
Eine unsentimentale Trennung vollzieht sich, als ich mich von meinem ersten Auto verabschiede: Ein "bewegtes" Autoleben endet beim Fachhändler namens "Springer & Sohn"-Altmetalle: Bei der Rückkehr vom Ausflug ins Delmenhorster Autokino in Begleitung von Ex-Memories-Keyboarder Wolfgang bringen uns die ins wageninnere dringenden Auspuffdämpfe in allergrößte Schwierigkeiten. Nur kurze Zeit vorher war mir der Wagen bei meinem Versuch, Christian in Wilhelmshaven zu besuchen, an der Vareler Esso-Tankstelle in Brand geraten.
Der Tankwart hat's noch vor mir bemerkt - er rennt aus seinem Häuschen heraus, als ich gerade an die Zapfsäule rolle, mit einem Feuerlöscher im Anschlag. Erst an seinem Gesichtsausdruck merke ich - vor allem an diesen aufgerissenen Augen - dass da irgendwas im Argen ist - .. ich zwänge mich aus dem Seitenfenster heraus - die Fahrertür will gerade nicht aufgehen - und dann kriegen wir "Bescherung" - ein Traum in Weiß - ich werde zum Schneemann im Spätsommer.
Tja - Prinz 4 - Wankelmotor.
Eigentlich hatte ich dieses an sich - zu Bestzeiten - wundervolle Wägelchen nur gekauft, um ein in der Raiffeisenschule Rastede kennengelerntes, in der Nähe von Bramsche wohnendes Mädel "standesgemäß" besuchen zu können. Schon beim Wiedersehen in dem Dörfchen bei Osnabrück begann das Unheil: Beim Zuknallen der sich nach dem Varel-Ereignis auch noch schlecht schließenden Fahrertür war diesmal noch mein Daumen dazwischen - was soll ich sagen: Fazit: Ich war der 13. und sein letzter Besitzer. Lieber vorher kritisch in den (4.) Kfz-Brief geschaut.
Apropos: Den letzten Streich spielte mir der im Winter mit angezogener Handbremse neben der Einfahrt meiner Eltern abgestellte Wagen, als die Springer-Leute das Auto nicht bewegen konnten, dann mit ihrem Kranwagen auf die nicht LKW-feste Einfahrt fuhren, und deren Untergrund unter der Last nachgab.
Mein käferfahrende Freund Günther hat seine besonderen Erinnerungen an dieses einmalige Fahrzeug:
Als ich ihn aus der Georgstraße abgeholt habe, um ihm meine Neuerwerbung vorzuführen, und wir um den nahegelegenen Pferdemarktkreisel düsen, ist er einen Moment lang voll der Anerkennung: "Ist ja doch ein Auto" ... wenige Sekunden später geht in der Linkskurve die Beifahrertür auf - also seine Seite - und er hängt fast mit dem Hintern auf der Straße ...
Ist das ein herrliches Leben: Zur Schule gehen, mit tollen Klassenmeraden wie Günther Nullmeyer - ist natürlich mein Banknachbar - auf der Bank hinter uns Bernd Vetterick (aus demselben Hindenburgschul-Stall wie wir) mit Nachbar Klaus Spielbrink, Uwe Asseln, Jürgen Hinsche (aus der Gastronomen-Austatter-Dynastie), Horst Dasenbrock als Repräsentant der Süd-Oldenburger-Unternehmens-Elite , ... und irgendwie ganz hinten Rainer Backenköhler, dem späteren Raiffeisen-Niedersachsen-Fürst ..
mit Super-Lehrern, von Schüler-BaFöG unterstützt (Danke SPD), und viel Freizeit.
Dazu ein Sommer wie geträumt, den wir nach Schulschluß zumeist in Nethen, dem wundervollen Baggersee, erleben.
Nach drei Lehr-Jahren weiß man, was das bedeutet.
In einer Pause auf dem Schulgelände, wo ich aus der Ferne auch den das WG besuchende Thomas Kiel (feierte am 24.10.15 als Gründungsmitglied das '50 Jahre Stingrays'-Jubiläum im Kulturzentrum Ofenerdiek) sehe, lerne ich Marina - deren Vater das im Zusammenhang mit meinem ersten Auto genannte Altmetall-Entsorgungsunternehmen gehört - kennen, und die begleitet die Zeit meines Wechsels von "Wells Fargo" zu "Heide und die Harlekins".
Mittlerweile habe ich mein Equipment aufpoliert: Ralf Keller, der emsige Tüftler, hat meinem Schaller-Verstärker einen tollen Unterbau verschafft, einer Lautsprecherbox, und das Gesamtwerk mit einem einheitlich rot-orangen Bezug versehen. Dem Heiner Wesemann habe ich ich eine Hagström-Gitarre abgekauft und mit dieser Ausstattung bestreite ich meine letzten Auftritte mit "Wells Fargo" in einem Mini-Lokal am Oldenburger Wünschenmeer bei Carlo Zimmermann, Ehemann von Rico Fischmann's-Ex.
Christian hat mir ein Treffen mit Peter Bose, Chef der Harlekins arrangiert: Bei den gehen 2 Leute weg, der Gitarrist und der Drummer. Mein Gespräch verläuft so positiv, daß ich mich frage: Machste weiter mit den 30 Mark-Gigs mit Wells Fargo bei Carlo gehst Du zu den Harlekins?
Das ist die leichte Frage die sich für mich schnell beantwortet. Die schwierigere Frage lautet: Wie kommste raus aus der bisherigen zwar musikalisch bestenfalls mittelmäßigen Band mit den Kameraden, mit denen ich mich menschlich prima verstehe?
Mich zieht es eindeutig zu der Band, in der mein Freund Christian den Bass bedient. Anstelle einer ehrlichen Aussage begründe ich meinen Ausstieg mit einem gemurmelten "Ich muß mehr für die Schule tun"! In der allgemeinen Frustrationspause "packe ich meinen Koffer" .. und vergesse dabei die von Rico ausgeliehene Orgel (so'n schönes Ding wie die VOX Continental) einzusammeln, mitzunehmen und wieder abzuliefern .. also gibt's Ärger, weil ich das Gerät erst wieder aufspüren muß.
Doch über allem schwebt die Vorfreude auf mein neues musikalisches Betätigungsfeld. Gitarrist werden in so einer starken Truppe. Mein von Christian arrangiertes "Einstellungsgespräch" mit Band-Chef Peter Bose ist angenehm verlaufen. "Da bin ich dabei" nehme ich auf dem Heimweg von Sängerin Heide's Wohnsitz an der Hardersleber Straße mit: Kein Vorspielen, kein Vorsingen - sondern Kennenlernen - und beim nächsten Gig mit auftreten. Aus heutiger Sicht erscheint mir das völlig unwahrscheinlich: Der routinierte Semiprofi und am Konservatorium ausgebildete Allround-Musiker baut mich gutgläubig in sein Team ein.
Ich bin hin und weg.
Ich kapiere aber auch, daß "Heide & Die Harlekins" im Umbruch sind. Peter sieht die Zukunft dieser Band auf Gala-Vorstellungen und weg von den "über die Dörfer"-Touren bzw. Fest-Engagement in irgendeiner Lokalität. Insofern passe ich gut in das Konzept, das diese Band über viele Jahre erfolgreich macht: Keine Altlasten, keine Allüren, keine Widersprüche sondern mitmachen, lernen und "jung und emotional" wirken.
Konformität und "Demut" hat mein musikalischer Vorgänger, Gitarrist Bernd Kufahl, wohl nicht im gewünschten Maße gezeigt. Der wechselt jetzt zur Band von Heide's Schwester Krimhild, deren Band als "Kim & Die Comets" ein Dauerengagement bei "Gerd zur Brügge" in Bad Zwischenahn hat. Das ist ja schon drolllig, daß der bei "Kim" und ihrem Mann Rainer "Jumbo" Jablonski weitermacht - außerdem ist er noch Student an der FHS Wilhelmshaven Fachbereich Wirtschatt und damit Studienkollege von Christian und bald auch von mir. Das sorgt für einen tollen Informationsfluß zwischen beiden Bands - sozusagen auf Sachbearbeiter-Ebene.
Peters und Heides Band hatte ich mir durch Christian's Einwirken bereits einige Male angehört und war durch C's detaillierte Beschreibungen zum Programm und durch Einsicht von Peter's Notizen zu Titeln von "Weltmusik", die schon auf Gala-Events abzielten, darauf eingestellt, "in einer anderen Liga" zu spielen. Und in dieser sah ich auch Danny, den bisherigen Drummer, US-Boy, Ex-US-Armee mit Nord-Afrika-Einsätzen, den ich als Schlagzeuger und vom Typ her einfach Klasse fand. Leider war Danny auf dem Absprung als ich einstieg und so erlebte ich meinen Premieren-Auftritt mit "Heide & Die Harlekins" zusammen mit dem neuen Harlekins-Schlagzeuger Ron Bishop.
Meinem Einstieg in die Welt der "Semi Professionels" geht ein Besuch im Oldenburger "Astoria" voran. Da habe ich die beiden doch erstmals registriert als "Oldenburgs Sonnie & Cher" - mit bürgerlichem Namen Heide Scheumer und Peter Bose.
Da hatten sie sich als Trio um die Gunst des Puplikums bemüht. Aber diese 5-köpfige Band hatte eine völlig andere Aura und ich bin total happy, dass sie mich als neues Mitglied sofort adoptieren.
Von den "Teamworkers" brachte ich die Spielfreude und Begeisterungsfähigkeit mit - andererseits war ich angepassungsfähig und lernfreudig.
Ich merkte, daß Peter Spass daran hat, mir Harmonie-/Akkordfolgen zu vermitteln und darüberhinaus verzeiht mir dieser gestandene Musiker manchen jugendlichen Überschwang.
Und da ist ja schon ein Altersunterschied zwischen Peter und Heide und Ron sowieso zu Christian und mir. Und wir beiden erlauben uns eine Menge Spässe und herrlichen Blödsinn und leben uns aus.
Dabei befinden wir uns in der phantastischen Situation, ganz viel Freizeit und trotzdem Geld zu haben. Das nicht rückzahlbare Schüler-/Studenten-BaFöG - dass wir auf dem 2. Bildungsweg befindlichen angehenden Akademiker der aktuellen SPD-geführten Regierung zu verdanken haben - plus der Einkünfte aus unseren musikalischen Tätigkeiten reicht für unsere bescheidenen Ansprüche.
Wie ich diese Zeit geniesse lässt sich kaum in Worte fassen.
Nach drei Jahren Banklehre in der kleinen Raiffeisen Bank Eversten - wobei der Spruch "Lehrjahre sind keine Herrenjahre" in meinem Fall absolut passt, habe ich gerade das schönsten Schuljahr meines Lebens, der 12. Klasse der "Fachoberschule für Wirtschaft" an der Ammerländer Heerstraße in Oldenburg, erlebt. Das damit verbundene Fachabitur berechtigt zum Zugang auf eine Fachhochschule.
Ich entscheide mich der geografischen Nähe zur Musik wegen gegen den Standort Osnabrück und für Wilhelmshaven. Da habe ich vor einem Jahr mit Ingo Harms draussen in der Sonne bei Café Köhler gesessen, Touris schlenderten entspannt vorbei, und in meinem Gedächtnis war haften geblieben "Wilhelmshaven - da ist es ja auch ganz schön".
Ha ha, das haben wir richtig gemacht. Während wir in unserer Freizeit im Leffers-Restaurant in Oldenburg oder bei Café Köhler in Wilhelmshaven Kaffee und Kognac schlürfen, Williams-Crist-Torte vernaschen und dummes Zeug verbreiten, müssen unsere Altersgenossen am Arbeitsplatz schwitzen.
Ron, der phänomale Ex-Drummer von Oldenburgs damaliger Vorzeigeband "The Four Kings" hat das vielleicht manchmal als etwas zu unprofessionell oder sagen wir "als nicht ausreichend ernsthaft betriebenes Business" empfunden - vielleicht waren's auch kommerziellere Gründe, weshalb er dann bald wieder ausstieg - sehr zum Vorteil von Volker Stühmer, der die "Music Brothers" verlassen hatte, um sich uns anzuschließen.
Zeitgleich kommen "die dicken Jobs".
Klar - wir fahren noch über Land.
Aber Peter und Heide ist mit gutem Marketing und guter Performance der Band das Entrée in die "besseren Kreise" gelungen.
Im ersten Schritt werden die Veranstalter mit toll wirkenden, von Grafiker und Schwager "Jumbo" Rainer Jablonski designten Werbeschriften bombardiert.
Vorher hat Heide "ihre Jungs" ordentlich ausstaffiert und von professionellen Fotografen ablichten lassen.
Außerdem hat sie eine "unwiderstehliche Umgangsweise" im persönlichen Gespräch.
Und auf der Bühne? Mann-oh-Mann. Outfit - Ansprache:
Die Frau macht was her.
Nicht zu unterschätzen sind Volkers Kontakte als städtischem Mitarbeiter in der Zulassungsstelle.
Und daraus resultieren unvergessliche Auftritte beim AvD im Bremer Parkhotel, verschiedenste Bälle für ... wie die Handwerkerbälle in Oldenburg ... womit sich "Heide und die Harlekins" u.a. in der Weser Ems-Halle etablieren.
Es ist auch eine große Freude, auf Betriebsfesten aufzutreten, die teilweise von 'Nordprogramme Oldenburg' vermittelt werden. Kopf dieser Künstleragentur ist Horst Klemmer, der Protegé der deutschlandweiten "Miß Germany"-Wahl ist und und bekannte Größen wie Heinz Ehrhardt und Heinz Schenk betreut, und auch schon mal selbst eine Veranstaltung mit uns moderiert.
In dieser Band musiziert zu haben, bedeutet mir bis heute sehr sehr viel.
Überhaupt diese Ära: Auf dem Sprung raus aus dem Elternhaus - also weniger Fremdbestimmung - in Kombination mit Mobilität und einer gewissen finanziellen Unabhängigkeit.
Klasse. Und die Erlebnisse bei den Auftritten gerade auch beim Kennenlernen anderer (professsioneller) Akteure.
Hier allerdings hat mein Bruder Detmar den Vogel abgeschossen. Wenn er genug Geld beisammen hatte, reiste er zu irgendeinem Meditationskurs irgendwohin. Sein Ziel: Ein persönliches Gespräch mit den Maharishi. Bei diesen Kursen kamen illustre Leute zusammen. Bei einem traf er auf die Kerntruppe der 'Beach Boys' und jamte mit ihnen auf der Gitarre, als sie ein bißchen musikalische Unterhaltung performten.
Anfang 1975 ist für mich "Schluß mit lustig". Gerade noch rechtzeitg, um in meinem BWL-Studium die Kurve zu kriegen. Letztlich scheinbar souverän: Mit 23 Jahren ist nach dem 'Bankkaufmann' der zweite Berufsabschluß 'Betriebswirt grad' im Kasten (man kann auch sagen geglückt). Der 'grad.' wird später als 'Diplomkaufmann' anerkannt - wegen der aktuell gerade geltenden Prüfungsordnung ohne den 'FHS'-Zusatz - woran mein im FHS-AStA engagierter Warndienst-Mitstreiter und Pokerfreund Hans-Hermann Baars (t) Anteil hatte. Der war dann Dipl. Ing. und übernahm das elterliche Elektro-Installations-Geschäft.
Im Herbst 1977 kriegt die Commerzbank in Wilhelmshaven einen neuen Mitarbeiter: Mich.
Nach viereinhalb Jahren mit erheblich größeren Freizeitanteilen fällt mir die Eingewöhnung in einen festen Arbeitsrythmus schwer. Und bald sitzt mir auch das tägliche Pendeln zwischen Oldenburg und Wilhelmshaven in den Knochen. Aber die Betätigung in der Auslandsabteilung finde ich superinteressant.
Und das Highlight ist das Betriebsfest gemeinsam mit Kollegen der Commerzbank Varel. Der Ort, wo das Fest stattfindet, heißt 'Himmelreich'. Das klingt verheißungsvoll und schreit nach Erfüllung. Das tut es. Hier und jetzt verliebe ich mich in Brigitte.
Im Mai 1980 heiraten wir.
Auf unserer Hochzeitsfeier spielt - wie uns vom Wirt des Schützenhof Eversten empfohlen - eine 4-Mann-Kapelle. Große Freude: Es sind die 'Calvados' mit und um Frank Pape.
25 Jahre später: Zu Brigittes und meiner Silbernen Hochzeit sind Frank und seine 'Calvados' wieder dabei.
Bis zur Goldenen Hochzeit ist es nur noch 9 Jahre hin .. Grübel .. Ein Tripple wär schon toll ..
Rückblende im Jahr 1980:
Mit Wehmut denke ich an meine musikalische Vergangenheit zurück. Mein Abschied von den Harlekins liegt mittlerweile 5 Jahre zurück. Die haben in dieser Zeit zugelegt - haben sehr schöne Auftritte gehabt, Showstars begleitet, 2 LPs zustandegebracht ...
.. die erste war schon zu meiner Zeit im Gespräch - als Reaktion auf eine Single von 'Kim und die Comets' .. Gert Kontschakowsky macht sich auf den Aufnahmen als mein Nachfolger an der "Melodiegitarre" prima - nach Abschluß seines Studiums am Konservatorium in Bremen wird er Musiklehrer an der Musikschule der Stadt Oldenburg und schließlich bis 2014 deren Leiter. Baßgitarre spielt jetzt Kalle Bröker (Ex-Mac Five).
In der gemeinsamen Zeit mit Gert sehe ich mein musikalisches Highlight in Coverversionen von Stücken der wiederauferstandenen Spotnicks vom Album 'Spotnicks - Live in Berlin 74', wo wir beide die Leads spielen, Peter Bose die Bassgitarre und natürlich Volker Stühmer an den Drums: Fore A Few Dollars More, Hernandos Hideaway .. Nach dem Event für den OTeV im Festsaal der Weser Ems-Halle habe ich mit Frank Rauen, der dabei war, ein Duell am Kicker bei der Mensa der FHS Wilhelmshaven - und liege im Hintertreffen - und der kommentiert hämisch: Gitarrespielen kannste - aber hier am Kicker musste doch noch zulegen. Lustig.
Bei meinem Weggang von den Harlekins ging's für mich gefühlt 'um Kopf und Kragen' und war riesenfroh, das BWL-Studium mit Erfolg abgeschlossen zu haben. Trotzdem schaue ich aufmerksam auf das, wie es mit meiner Ex-Band weitergeht.
Selbst nicht mehr musikalisch aktiv zu sein verschafft mir Defizitgefühle. Schlimm genug. Und hinzu kommt eine finanzielle Talfahrt. Doch schon bald ist Licht im Tunnel: Es ergibt sich die Möglichkeit, fabrikneue 2. Wahl-Sitzmöbel sensationell günstig zu erwerben und teurer unter "Privatverkäufe" als gebraucht zu verkaufen. Da lacht das Herz des gelernten Kaufmanns.
Bei einem ADAC-Preisausschreiben "Wir suchen Deutschlands besten Auftofahrer" gewinne ich einen Shell-Autoatlas. Für unsere "Kollektion" skandinavisch anmutender Garnituren suche und finde ich auf einer der Seiten nordischer Länder die Bezeichnung "Kalmar Gotland". Das ist der Knaller-Name, mit dem sich unsere Ware wie geschnitten Brot verscherbeln lässt. "Unser" deshalb, weil Günther und ich uns zusammen getan haben und die Profits 50:50 teilen. Er hat den Großhandels-, ich den Einzelhandelsschein. Damit steht die Distributionskette. Mal entlädt der Fabriklieferwagen vorm Haus seiner und mal bei meinen Eltern. Von denen skeptisch beargwöhnt, wird deren bisheriger Wäschetrockenboden zur Einrichtungsetage.
Der Profit wird konsequent konsumiert - in einer Schmalfilmausrüstung, in den ersten nagelneuen Farbfernseher und und und ..
Günther plant sogar den Kauf eines Mercedes /8.
Allerdings fehlt uns für den einscheidenden nächsten Schritt die Courage - nachdem sich Finanzamt und auch die beitragssüchtige IHK für uns interessieren und Günther seine Priorität in der Fortsetzung seiner einphasigen Handelslehrerausbildung sieht.
Später erleben wir, welchen Erfolg Herr Rabe mit seinem Maco-Möbel-Konzept erzielt.
Mein finales Musikequipment steht derweil unausgelastet in der Ecke meines Arbeitszimmers: Eine 70er-Jahre Fender Stratocaster-Gitarre und der "ultimative" Fender Dual Showman" mit der fantastischen 6L6GC-röhrenbestückten Verstärkerendstufe und der Lautsprecherbox mit den beiden JBL-Speakern (der Legende nach hat Leo Fender das Modell für Dick Dale konstruiert und bei den Beach Boys standen die Teile auch auf der Bühne). Zwischen dem Gerät und mir besteht der gedankliche Konsens "Das war's noch nicht". Und wenn es weitergeht, dann Musik aus der 60ern.
Aber meine Betätigungsfelder sind Familie, Eigenheimrenovierung und mein Job in der Kreditüberwachung/Kreditabwicklung der Bremer Landesbank, zu der ich 1978 gewechselt bin.
Ab jetzt, 1980, dauert es nochmal 3 Jahre, bis ich die Gitarre wieder ernsthafter in Hände nehme.
Zeitsprung:
04.10.2016:
Die ARD zeigt:
"Stärker als die Zeit" - Udo Lindenberg mit dem Panikorchester in Leipzig.
Und hier zeigt der wahre Meister des deutschen Rock eine einzigartige Show.
Ich denke nur "Toll, Unglaublich" und gleichzeitig 42 Jahre zurück als sein Album "Andrea Doria" Furore machte.
1974 - während ich in der Tanzmusik "performe" knallt die supercoole Musik von "Boogie Woogie Mädchen" durch Deutschlands Radiolautsprecher.
"Das isses - so gehts" - ist meine Erkenntnis.
Und - lässt sich so was auch von unserer Band machen?
Die Antwort lautet kurz und knapp "Nein" - Das kriegst Du als Coverband nicht honoriert.
Und dafür sind die Musikgeschmäcker innerhalb der Band auch zu unterschiedlich.
Jedenfalls: Mich schüttelts durch und ich hinterfrage den Sinn meines Tuns als Tanzmusiker.
Als Udo's Album "Ball Pompös" rauskommt bin ich schon "Privatier" und beschäftige mich in Vorlesungen und Klausuren - aber nicht nur.
In meinem Keller-Kämmerlein in der Wilhelmshavener Weserstraße klampfe ich die Songs auf meiner Gitarren- Neuerwerbung aus Rico's neuem Laden am Oldenburger Bahnhofsplatz, einer 12-saitigen Ibanez-Jumbo, mit.
Wobei die Udo-Songs nicht ohne sind:
Der kommt aus dem Jazz, ist Schlagzeuger und kein Gitarrist und denkt sich was aus und seine Mitstreiter müssens dann umsetzen.
Und das sind sehr interessante Akkordfolgen bspw. in den Liedern "Nichts haut einen Seemann um", "Cello", "Johnny Controlletti" und "Cowboy Rocker".
Und so zupfe ich so vor mich hin, in meinem 16 qm Subterrain-Gemach, und dann kriege ich so Eingebungen, Textideen, die ich zu Papier bringe.
Und zeitweilig verdrängt das meine eigentlichen Prioritäten, nämlich mich auf mein BWL-Studium zu konzentrieren, aber das muß jetzt erstmal sein.
Und es verleitet mich der Text auf der Rückseite von Hansa-Schallplatten-Covern dazu, mein "Erfundenes" nach Berlin zu schicken - und - eine Auswahl an die Agentur von Udo Lindenberg.
"Die Hoffnung stirbt zuletzt", heißt es so schön.
Jedenfalls - hoffe ich, was auf einem der nächsten Lindenberg-Alben wiederzufinden.
Na gut - ich lerne auch, außerhalb der Semesterferien, während der ich jetzt jobben gehen muss um die jetzt knappe Kasse zu füllen.
Die Zeiten des "dicken Portemonaies" und kaffeesierens im Restaurant von Leffers Oldenburg und bei 'Kaffee Köhler' Wilhelmshaven sind vorbei.
Den Unterhalt für meinen geliebten weißen VW Variant 1600 LS, speziell für meine musikalischen Unternehmungen bei Mercedes Schwarting gekauft (und im Bedarfsfall für Rico's Orgeltransporte im Einsatz), kann ich mir nicht mehr leisten.
Des Nachts beruhige ich meine Nerven vom Klausurenstress vorm Schlafengehen bei Cronat-Kaffee, Zitronensprudel und ALDI-Keksen mit Musik von Mantovani, Mr. Acker Bilk und .. Udo's aktuellem Album "Votan Wahnwitz", ein Geschenk von Günther zu meinem 22. Geburtstag.
Natürlich kaufe ich auch Udo's nächste Großtat, und das ist "Sister King Kong".
Gierig nach dem Inhalt bin ich doch schnell ernüchtert:
Ich muß schon genau reinhören um Ähnlichkeiten mit einer meiner "Erfindungen" zu entdecken.
"Emanuell Flippmann und die Randale-Söhne" ist das einzige Stück, in dem ich eine Idee von mir wiederzuerkennen glaube.
Hier hatte ich spätere familiäre Erfahrungen vorweggenommen.
Bei den "Credits" bin ich nicht erwähnt also war die Aktion "ein Schuss in den Ofen". Bedeutet: Ich muß der eingeschlagenen "seriösen Linie" treu bleiben.
Letztlich will ich gar nicht meckern.
Und bleibe ein Fan auch dieses "Udo" - und seines Ensembles, alles voran Gottfried Böttger.
"Gottfried heißt der Knabe, dahinten am Klavier .."
Wer kennt diese Zeilen nicht?
In den späten 70ern erlebe ich diesen Knaben solo im Gantenbein in Oldenburg-Eversten und noch viel schöner viele viele Jahre später, nämlich am 01.03.2014 im Duett mit Henning Pertiet in der Villa der Oldenburger Kornbrennerei.
Der Zufall will es so: Hier bin ich schon mit "Heide und die Harlekins" anlässlich einer Familienfeier aufgetreten.
Von Gottfrieds eigentlicher "Hausband", "Leinemann", besitze ich seit Ewigkeiten in Vinyl "Volldampf Radio" und das Thema "Udo Lindenberg" fasziniert mich weiter.
17.10.2017: Laut 11 Uhr-Radio Bremen-Nachrichten ist der fühere 3nach9-Pianist Gottfried Böttger 67jährig an Krebs in einer Hamburger Klinik verstorben.
Ein weiterer epochaler Musiker und dazu höchst sympathischer Mensch ist nicht mehr da.
The Beatgeneration
Zeit, an Vergangenes anzuknüpfen und die Brücke für die musikalische Zukunft zu bauen.
Die 'Wells Fargo'-Zeit wird lebendig in dem Moment wo ich die Türe öffne nach dem Klingeln und einem Überraschungsbesuch von Dieter Fried nebst Gemahlin Roswitha.
'Que sorpresa'!
Der Rhythmusgitarrist aus alten Zeiten schiebt sich durch den Hauseingang in unser Wohnzimmer und öffnet einen schicken schwarzen Gitarrenkoffer:
Guck mal Wolfgang, die hab' ich neu. Probier mal aus.
Ja, das ist Dieter.
Lange nicht gesehen und sofort beim Thema.
"Probier mal aus."
Gesagt, getan.
Ein Sahnestück, diese neue Stratocaster.
Nee, nee. Kuck mal auf die Kopfplatte.
Heißt jetzt STRAT, nicht Stratocaster.
Is' ne Sonderserie, davon gibt's noch mehr hier bei Sprenger in Oldenburg.
Ein bißchen verlegen hole ich meine 70er Jahre Stratocaster aus Harlekins-Zeiten und vergleiche das Sunburst-Modell mit seinem schicken Teil in dunkelrot-metallic mit vergoldeter Hardware.
"Und dann kann die das und dann hat hat die noch dies" ..
Da kann man nicht nicht nur neidisch werden.
Mein Unterbewußtsein ist in Alarmzustand geraten:
Wir haben Handlungsbedarf!
"Ja übrigens, Joop (Drummer Joseph Saalfeld) und ich treffen uns oft und dann spielen wir die alten Titel und auch neue.
Ich hab'n außerdem 'n neuen Klienten (Dieter hat sich nach seiner Zeit in Oldenburg beim Stb-Büro 'Voss & Partner' in Dörpen selbstständig gemacht und jetzt wächst sein Portemonaie) gekriegt, den Werner aus Haselünne, hat da ne Autolackierei und spielt Bass.
Und, wir kommen demnächst mal zusammen, um mal zu proben.
Achso, die Gitarre lass ich Dir mal hier, check die mal."
Wenn Ihr uns in Dörpen besucht, bringst Du sie wieder mit. Hab ja noch andere gute Gitarren zuhause.
6 Tassen später sind die beiden wieder verschwunden und lassen mich mit diesem Sahneteil zurück ohne mir plausible Möglichkeit für einen Einwand gegeben zu haben.
Mir ist schon klar:
Es arbeitet in Dieter - bestimmt schon länger.
Dieter hat'n Plan.
Logo. Diese Gitarre checke ich gründlich und muß die von Dieter aufgeführten Features bestätigen.
Da kommt mein Teil nicht mit.
Ein Telefonat ergibt:
"Wolfgang, komm her.
Samstag.
Wir treffen uns im Bootsschuppen.
Joop und Werner sind dabei.
Das wird gemütlich."
Da simmer dabei ..
Eine Stunde Fahrzeit nach Dörpen - immer schön am Küstenkanal Richtung hollländische Grenze - die Lokalität ist rasch gefunden.
Ich bringe meine Teile mit,
meine 70er Jahre Stratocaster und den 'Dual Showman'-Verstärker, Mikro Shure SD.
Ein freudiges Wiedersehen mit Joop und ich mache eine neue Bekanntschaft:
Den hintersinnigen und immer zu Späßen aufgelegten Werner Konowski. Ein Typ.
Und jetzt gehts los.
Mit der anachronistischen Musik der Shadows, Spotnicks usw.
Moment: Wir sind in den 80ern:
ELO, Alan Parson Project, Bryan Adams geht mit seinem Album 'Reckless' an den Start.
Das ist musikalisch eine andere Welt.
"What shalls?"
Wir sind jetzt hier und machen Musik 'Just for Fun'.
Und es bleibt nicht bei diesem einen Mal im Bootsschuppen, der mit seiner Holzkonstruktion und den unter der Decke hängenden Ruderbooten eine Superakustik bietet.
Aha - jetzt waren wir ein paarmal zusammen und es hat Spass gemacht.
Wolfgang wird mit der nächsten Idee konfrontiert:
"Weißt Du, das wäre doch schön wenn wir unseren eigenen Raum hätten und wenn wir jetzt, wo wir uns regelmäßiger treffen, unsere Klamotten stehen lassen könnten. Beim Joop auf'm Grundstück is' jede Menge Platz und darauf können wir eine Halle bauen."
Energiebündel Dieter findet einen Architekten der entsprechende Pläne zeichnet und dafür sorgt, dass gesetzlich alles in's Glied kommt.
Der Postler Joop hat ausgediente Telegrafenmasten gesammelt - echt wahr - .
Die haben ihm seine Kollegen nach Hause gefahren und auf dem Grundstück seiner Eltern abgelegt.
Genau, das ist die Basis für eine Holzhalle an der wir einen Sommer lang jeden Samstag und darüberhinaus werkeln.
Wir haben tolle Unterstützung durch einen Bruder von Dieter und Joop selbst ist ein Handswerksgenie.
Er organisiert noch eine 2-flügelige Eigangstür - was wichtig ist für die imposanten selbstgebauten großen LS-Boxen, hat einen Toilettenraum gebaut mit Anschluss an Sickergruben, es gibt eine Küchenzeile ... und eine richtige Bühne.
1984: Die Halle steht.
Einweihungskonzert.
Einzige Band heute Abend:
Die neue 'Wells Fargo'-Band - die sich jetzt 'Beatgeneration' nennt.
Und da stehen wir jetzt in unserer eigenen 'Music-Hall', 12 x 6 m
mit richtiger Bühne auf der als Mittelpunkt Joops Vintage-Schlagzeug, ein wunderbares Ludwig-Set, seinen Dauerplatz gefunden hat.
Den grinsenden Gesichtern der vier Protagonisten, die heute Abend ihr ausgewähltes Publikum bestehend aus Familienangehörigen und engsten Freunden (Sympatisanten) sowie handverlesenen Gönnern ist abzulesen:
"Hier wird Grosses passieren."
Am nächsten Morgen gehts für Brigitte und mich (in Begleitung eines übermächtigen Katers) zurück nach Oldenburg.
Für 9 Jahre wird dieser Ort unser musikalisches Zuhause.
Die Treffen etwa 3 Wochen laufen so ab:
Samstag, 14 Uhr. Soundcheck. Kommunikation. Kaffeetrinken und die Joops Lebensgefährtin gebackenen Torten vertilgen, politische Gespräche (was alles verkehrt läuft in unserem Land), Zurückbesinnung auf den eigentlichen Zweck unseren Hierseins: Musik machen.
Unser Spektrum erweitert sich.
Und wir testen gnadenlos was man so machen kann.
Von Schnulzen (Flippers) über Oldies (? Gute Musikstücke sind allgegenwärtig und niemals Oldies) bis zu Angriffen auf die 'Premier League' bspw. Dire Straits-Titel.
Das geht sehr ungestört von sich - von der 'Geräuschentwicklung' nimmt hier am Stadtrand von Dörpen niemand Notiz.
Was wir als ein bißchen schade empfinden.
Weil wir oft meinen, dass das doch glänzend klingt.
Für jeden Gegenbeweis machen wir Aufnahmen, schon seit früh im Bootsschuppen - mit einer Videokamera oder jetzt auf Audio-Kassette. Die zweiten oder dritten Takes sind's dann, die wir am Schluß eines Treffens wohlwollend abnicken.
Abgesehen von den Instrumentaltiteln entdecken wir die frühen Beatles-Stücke 'She Loves You', 'Tell Me' neu, wagen uns an Beach Boys-Stücke wie 'California Girls' und 'Sloop John B', 'Hurtin Inside' von Dave Clark Five' oder 'Good Morning Little Schoolgirl' und 'The in crowd' von Ian & The Zodiacs.
Parallel die Rocky Burnette-Nummer 'Tight Of Toein Line' und Shakin' Stevens 'Drive Me Crazy' und und und .. zurück in die 50er mit 'Rock Around The Clock' und die 60er mit 'Halbstark' und 'Motorbiene' und Troggs 'With A Girl Like You'.
Wenn's nicht klingt, gibt's keine Ausrede.
Das Equipment ist über jeden Zweifel erhaben.
Von Werner's Fender Jazz-Bass AM und Joop's Ludwig-Schlagzeug über Dieter's STRAT-Gitarre über einen authentischen Meazzi-Amp = Eugen sagt später, als wir zusammen 'Beatgeneration'-Videos gucken: "Ja so muß das klingen".
Was hat sich bei mir getan:
Meine 70er-Jahre-Stratocaster hat Sprenger in Zahlung genommen - endlich bin ich die los, weil nicht stimmstabil (ich erinnere mich an einen Auftritt mit den Harlekins in einer Gigant-Scheune in Rodenkirchen in der Wesermarsch: Tür geht auf, Frischluft kommt rein, Saiten verziehen sich = Tribut an die 70er-Jahre-Konstruktion mit 3-Punkt-Gitarrenhalsbefestigung) und unbefriedigendem Sound usw ..
Dieter's Präsentation seiner STRAT hat seine Wirkung nicht verfehlt:
Da hat CBS zu einem letzten Schlag ausgeholt:
Eine Sonderserie aus weißen (Ricky King), blauen und roten 'Super-STRAT-Elite'.
In einem Beatles-Buch gibt's ein Foto von John Lennon mit einer solchen in Rot.
Brigitte willigt ein, einen Sparvertrag zum Erwerb einer noch etwas teureren STRAT einzusetzen, einer 'Super'-STAT-Elite-Walnut. Mehr geht nicht - damals.
Der Fender Dual Showman geht auch weg.
Topteil und Box mit JBL-Speakers, 150 Watt Musik und Sinus, mit Originalhüllen, total prober, dazu mit Schaltplänen für's Topteil, kriegen einen neuen Besitzer.
Weiß nicht mehr für wieviel DM - aus heutiger Sicht viel zu wenig.
Okay, er hatte was abbekommen, als am Ende eines Auftritts mit den Harlekins in Böseler's Festzelt ein angetrunkener Gast das Gerät umgeschmsssen hat .. Polizei wurde gerufen, weil der Verursacher seinen Namen nicht angeben wollte .. am nächsten Tag hat das Zelt gebrannt ..
und anschließend war die Verstärker-Leistung immer ein bißchen wackelig .. Sprenger hat ihn dann repaiert, für teuer Geld und ohne Erfolg .. und mein Plus aus der Inzahlunggabe der 70er-Fender war dahin, aber dann, als Ralf Keller ihn durch Austausch einiger qualitativ besserer Electronic-Parts revitalisert hat, da war er wieder ganz der Alte.
Aber leider zu sperrig. Viel zu sperrig.
Na gut.
Brigitte's und meine Käfer Cabrio-Zeit war abgehakt.
Mit 2 kleinen Kindern ändern sich die Prioritäten und wir fuhren jetzt in einem Opel Rekord E-Caravan rum, mit eigentlich mehr Ladefläche als mein geliebter VW Variant 1600 LS.
Aber kein Bock mehr auf die Schlepperei.
Bin ja keine 20 mehr.
Ich bin also auf der Suche nach einem kompakteren leistungsstarken Verstärker.
Unsere zu der Zeit in Hamburg lebende Freundin Gabi sucht
mir Adressen von Musikgeschäften raus.
So lande ich bei 'Music-City'.
Und der Neue ist ein 'Music Man One Fifty 112 HD'.
Eine von Leo Fenders aktuellen Kreationen, die er unter eigenem Namen nicht anbieten kann, weil er ja seine Firma an CBS verkauft hatte, die dieses mittlerweile unrentable Kapitel aber auch schon abgeschlossen hat.
Dieses kleine Kraft-Kabinett verfügt dank seiner 4 6L6GC-Endstufenröhren über dieselbe Power wie seinerzeit mein großer 'Showman'.
Ich nehme es in Kauf, dass Leo ihm statt des Vibrato-Moduls eine Phasor-Elektronik verpasst hat, mit der sich das Filtern bestimmter Frequenzen nach Ansicht des Konstrukteurs aktuellere Kläne produzieren lassen.
So mit dem Gesamt-Sound, auch wegen der Hallspirale, in Kombination mit der Elite-STRAT und ihren außergewöhnlichen Klangmöglichkeiten, stehen mir die US-Klänge a lá Monkees (Last Train To Clarksville) und der Beach Boys (Surfain U.S.A. und Fun Fun Fun) zur Verfügung.
Wenn man auf die Rückseite des Kabinetts schaut, dann sieht man ein blaues Schild angeklebt:
Music-City, Reeperbahn 1, Hamburg.
Der fantastische Laden wurde abgerissen und an Ort und Stelle ein Musical-Theater "Cats" errichtet.
9 Jahre lang wildern wir mit den 'Beatgeneration' vor allem in der Bandbreite der 60er Musik.
Zu jedem Treffen bringe ich neue Textausarbeitungen mit.
Alles schön maschinegetippt, mit individuellen Anmerkungen für Gitarre, Bass und Drums versehen.
Jeder fertiggestellte Text mit Beschreibung entspricht der Zeit eines kompletten Feierabends.
Das Interesse meiner Kompagnons an meinen Werken lässt nach.
Das Nur-Proben und Nie-Öffentlich-auftreten verringert die Motivation, sich ernsthaft weiterzuentwickeln.
Werner mag nicht mehr.
Für ihn kommt "Jan" Johann Krumminga als Bassist mit Gesang in die Band.
Auf Dieter's 40. Geburtstagsfeier in Dörpen sehe ich Werner das letzte Mal - jetzt ist er (nur noch) Gast, als wir musizieren.
Jan hat für diesen Anlass seine eigene PA-Anlage zur Verfügung gestellt, Und was er hat, ist grandios "Das muß vernünftig klingen", ist sein Anspruch.
Wenn wir denn auch entsprechend spielen könnten ..
Jan's Neffe wird übrigens Gitarrist bei 'BAP'.
Bald danach ist die Luft raus.
Die Diskussionen über Konsens zu Zielen der Band gehen ins Leere.
Was jetzt mit den ganzen zeitaufwändigen Stücke-Ausarbeitungen?
Okay - sind ja nicht weg.
Und ich habe ein Gefühl dafür entwickelt, was man mit einer Band zum Funktionieren bringen kann und was gar nicht geht.
Nach 10 Jahren geht die Band 1993 auseinander.
2 Woche später entdecke ich eine Anzeige in der NWZ, dass 2 ehemalige Tanzmusiker Komplizen für eine Hobbyband suchen..- die Geburt von 'The Startracks'.
Dieter und ich erinnern uns gern an unsere verstorbenen Kollegen, erst Drummer Josef Saalfeld, dann (2015) Bassist Werner Konowski.
Beides ganz besondere Menschen.
Was hatten wir zusammen einen Spaß.
Alles Gute für Joops Söhne Frank und Stefan und für Werner's Frau Agnes und ihre beiden Söhne.
"Jeder Jeck ist anders" ...
... lautet eine der kölschen Redensarten an der Wand des Ankunftsbereichs Köln-Bonn-Airport.
Mein musikalisches Gehör entwickelte sich fernab von Oldenburg - mit dem Auto 307 km von hier - in einer Wohnung im 4. Stock einer grauen Mietskaserne an der Luxemburger Straße in Köln-Klettenberg.
in der Domstadt kam ich zur Welt und durfte die ersten 6 Lebensjahre hier verbringen. Konrad Adenauer hatte dieser Stadt in seiner Zeit als Oberbürgermeister den Stempel aufgedrückt u.a. mit der Schaffung des Grüngürtels, einer parkähnlichen Anlage mit der Hügelgruppe im Beethovenpark mit einer "Bergspitze", die den Kölnern als "Monte Klamotte" bekannt ist.
In kalten Wintern mit Schnee bietet der Park einen tollen Rodelparkur mit Original-"Todesbahn".
Wer allerdings am besagten "Monte Klamotte", der höchsten "Erhebung", seine zu Weihnachten geschenkt bekommenen Ski ausprobiert, dem kann es passieren, dass er sich an scharfkantigen Steinen tiefe Riefen in den Skibelag fährt.
Hier ging auch der stabilste Rodelschlitten zu Bruch.
Denn hier ruht "Alt-Köln", der Schutt der zerbombten Altstadt, die der Alt-Oberbürgermeister auf Wägelchen über Kleinbahnschienen nach Klettenberg karren ließ und die Basis schuf für ein einzigartiges Freizeitgelände, das neben weitläufigen Rasenflächen Sportanlagen für Hockey und Tennis, den Decksteiner Weiher (für Ruderboot-Wettkämpfe und Motorbootrennen) sowie einen Wildpark umfaßt und .. das Geißbockheim "unseres FC".
Links vorm Haus ist der Klettenbergpark, hinterm Haus der Beethovenpark - und der von der Wohnungsgenossenschaft betriebene Mietsblock mit den kleinen Wohnungen ist das Zuhause von vielen Familien mit vielen Kindern, von vor der Wohnungsnot in Oldenburg emigrierten Bankerfamilien und Familien von industrie-Verdienern bspw. Ford-Arbeitern.
Und meine gönnerhaften Pateneltern (s.o. 'Höfner 173 I' sind unsere Flurnachbarn = spitzenmäßig!
Der Beethovenpark im Sommer .. und im Winter
Ende der 50er: Aus den Kölner Radios erklangen die 'Elisabeth-Serenade', "Evidur" - pardon 'Wiener Blut' und der 'River Kwai-March', der besondere Ohrwurm, der hartnäckig von den Bauleuten auf und neben den Baugerüsten der überall um uns herum entstehenden Neubauten gepfiffen wurde.
Die Familie des im Kölner Nachbarort Frechen lebenden Bruders meines Vaters besuchten wir häufiger per Fahrrad.
Onkel Klaus, ein tüchtiger Architekt, und (meine Lieblings-) Tante Annemarie besaßen ein revolutionär modernes kleines Radio mit einem rosarot-schimmernden Gehäuse, ein Designerstück sozusagen. Im Unterschied zum konservativen Geschmack meiner Eltern hatten sie Sender "reingedreht", die auch "exotische" Musik spielten. Auch lateinamerikanische Musik. Auch Harry Belafonte: Den 'Banana Boat-Song':
E...o isadä isadä isadä .. (das ist phonetisches Hispaniola-Englisch).
Ich weiß nicht, wieviel davon bei meinen kleinen Kusinen Ulrike und Silke hängen geblieben ist, aber bei mir ..
Zum Tanz gehenden Oldenburgern meiner Generation wurde es durch den Gesang von Convairs-Drummer Heinz Krempig bei Krückeberg in den 70ern eingesäuselt.
Dies Foto mag ich besonders:
Unser Onkel Klaus mit meinem Bruder Detmar auf dem Motorrad.
Im Hintergrund die damalige Straßenbahn-Endstation am Klettenbergpark Luxemburger Straße.
Schuljahre/-zeit in Köln:
Mein Bruder Detmar = 5. Ich = Eins.
Detmar:
Grundschule am Manderscheider Platz Jahre 1-4
Schillergymnasium Jahr 5
Bei denen gab's schon in der "fünften" Musik- und Theateraufführungen.
Wo ich dabeisein durfte -
- Musik: ein Blockflöten-Rondo mit Detmar's Beteiligung
- Theaterstück: Das Märchen 'Siebenmeilenstiefel' mit Beteiligung von Peter Millowitsch, der war Klassenkamerad von Detmar, Bruder von Mariele Millowitsch, beides Kinder der Kölner Volksschauspielerlegende "Willy".
Meine Schulklasse 'am Manderscheider Platz' 1959/60:
Ostern 1960: Meine Eltern erliegen dem Drang ihrer Oldenburger Wurzeln und kehren zurück in Norden. Teil meines Kulturschocks: Hier gibts keine Straßenbahnen, weder Motorboot- noch Pferderennen, keinen Zoo, keinen Rhein mit KD-Schiffen und keinen WDR mit dem frühabendlichen 'Sandmännchen' im Radio. Und keinen Straßenkarneval.
Ausflüge ins Siebengebirge zum Drachenfels sind abgelöst durch kurze Fahrten nach Sandkrug oder "Weltreisen" nach Bremen.
Zeitgleich geht noch weiter nördlich, nämlich in Hamburg, die Post ab: Der Beat erobert die 'Große Freiheit'.
In Köln wird sich viel später eine andere Szene aufbauen und für die Republik die Keimzelle der Mundartsongs.
Bläckföös, Räuber, Paveier, Höhner .. Brings .. das ist nicht mehr "nur" Karnevalsmusik.
Große Anerkennung wird Wolfgang Niedeken's und "Major" Heuser's BAP zuteil.
Wäre ich zu passender Zeit vor Ort gewesen, hätte ich mich darum bemüht, in der Szene mitzuwirken.
Das gelingt Helmut Krumminga aus dem Emsland, der Neffe von Johann "Jan", Nachfolger für Werner Konowski am Baß in unserer 'Beatgeneration'-Phase.
Helmut Krumminga ist jahrelang Gitarrist bei BAP.
Für mich geht hier nichts mit Musik und auch nicht mit Fußball.
Schade: Das FC-Areal war von uns nicht weit weg - man gerade auf der Westseite des "Militärrings".
Der junge Club um seinen WM-Helden Hans Schäfer sammelt die 'Westdeutschen Meisterschaften' und hat eine Riesen-Strahlkraft.
Durch Musik und Fußball lernt man viele Leute kennen.
Wenn ich am Geißbockheim meine Fußball-Schuhe hätte schnüren können, hätten die Chancen gut gestanden, neben Jahrgangskollegen Heiner Lauterbach die Bälle aufs gegnerische Tor zu hauen ..
Für den FC gilt nicht mehr 'Et hät noch immer joot jejange'.
Der Club, bei dem sich Engagement und Erfolg nicht die Waage halten.
Derzeit können wir besser Lieder singen als die wichtigen Spiele gewinnen, aber das richtig:
'Unser Hetz schlät vör de FC Kölle' und 'Die Hymne'.
Es geht weiter 'durch et Fuer' -
Also: 'Come On FC' - Neues Spill heiß neues Jlöck!
Zu meinem Traum von einem Erstliga-Abo im oberen Tabellen-Drittel des FC gesellt sich mein Wunsch eines Auftritts unserer Band mit 'Beat-Musik' im Geißbockheim.
Nos vemos.
Heil Dir, oh Oldenburg
Wir siind zurück in meinem 'Oldenburger Teil'.
1960: Oldenburg - eigentlich lieber ohne mich. Die Familie hat ihr Quartier in der Moltkestraße 11 bezogen - direkt neben der Prunkvilla, in der die EWE Büros unterhält. Nur 80m Luftlinie von Oldenburgs 'englischem Garten' "entfernt" - durch den nach meinem Eindruck zumeist alte Damen solo im schwarzen Nerz und toupierten Frisuren auf den sorgsam gepflegten Sandwegen wandeln - ist das hier ein Kurort für Beamtenwitwen? Ein bißchen Spaßfaktor gibt es - wenn auch nicht mehr lange. Die Stadt opfert den Spielplatz zwischen Pinkelwinkel bei der Reinigung und dem Sozialgericht im 'Herzogin Anna Palais' für eine Durchgangsstraße. Diese Marginale rettet Oldenburg allerdings vor einem zu erwartenden Verkehrskollaps. Ich bestaune das Ampel-Ensemble, welches auf unglaubliche Weise einen funktionierenden Verkehrsfluss vom Theaterwall zum Damm und zum Stautorkreisel herstellt.
Das nur Einleitung für eine historisch gewachsene Stadt, die jetzt auf 'Modern' macht. Als ich hier aufschlage, ist mir das im 7. Lebensjahr natürlich noch nicht klar. Klar ist nur, dass ich den Kölner Klettenpark vermisse und dazu manches andere. Das ist ein brutaler Wechsel - für mich ein Kulturschock und mein erster Karriereknick.
Weil ich meine Ted Herold, Manuela und Drafi-geprägte "Berufsidee", Schlagersänger zu werden, hier sofort vergessen kann. WDR ade. NDR ahoi. Mmh. In der 2. Grundschulklasse hänge ich sofort durch - irgendwie habe ich nicht alles mitgekriegt, was uns Fräulein Schörner und ihre Kollegen/innen in der Riesenklasse der Grundschule am Manderscheider Platz vermitteln wollte, und so tue ich mich erstmal schwer. Schon richtig: das ist meine Grundschulzeit. Und das ist zurückblickend nur ein Fingerschnippen. Verbunden mit der Bekanntschaft zu unserem Vermietersohn Klaus-Peter Pannasch. Erst sind wir 3 Jahre zusammen an der Hermann Ehlers-Schule am Marschweg und die 5. und 6. Klasse vereint uns an der Hindenburg-Schule, die vernünftiger Weise umgetauft wurde und schon lange Herbart-Gymnasium heißt, und auf die wir unseren älteren Brüdern gefolgt sind.
Die Bekanntschaft mit Klaus-Peter ist für mich lange bedeutsam - in diesem Kontext aus musikalischer Sicht - später die Bekanntschaften mit Günther Nullmeyer, Christian Behren, Wolfgang Wehner und Eugen Maus - die über Jahrzehnte gehen.
Bis Oldenburg eine Uni-Stadt wird, ist das hier eine seltsame Art von provinzieller Mini-Großstaddt: ein bißchen muffig und "nett". Überschaubar halt. Nix spektakuläres. Hier gibts den Eversten Holz und den Schloßgarten - was wir mal lieber nicht mit dem Englischen Garten in München oder dem Grüngürtel in Kön vergleichen wollen, keine Hochhäuser, keine KD-Schifffahrtslinie, kaum Sportanlagen und Spielplätze, keine Galopper-Pferderennen in Weidenpesch, keine Motorbootrennen auf dem Decksteiner Weiher, die VfB-Fußballer stagnieren in der Oberliga, die öffentlichen Schwimmbäder an der Hunte (igitt - und da mache ich meinen 'Freischwimmer') und das Minibad an der Huntestraße sind kärglich. Aber es wird alles besser.
Aber das dauert seine Zeit, bis Oldenburg sein Hallenbad am Berlinder Platz hat und das Freibad Nord am Flötenteich und manches andere mehr. Die VfB-Fußballer arbeiten hart, aber ..
Dafür liegt Oldenburg als norddeutsche Stadt näher an Hamburg. Und so einige aufgeweckte Oldenburger Jungs haben da ein Ohr hin. Die sind schon ganz früh inspiriert von dem was den Hamburger Clubs 'Kaiserkeller', dem 'Top Ten' und dem 'Starclub' und weiteren Lokalitäten passiert.
Ich hab' zwar noch 'Wheels', den 'Kriminaltango' und 'Babysitter Boggie' im Ohr, aber der durchschlagende Erfolg der englischen - zumeist Liverpooler - Bands in Hamburg ist mein persönlicher musikalischer Urknall und die Inititalzündung um auf der Gitarre aktiv zu werden. Und das sparsame Fernsehen - mit der Hamburger Schaubude und Carl Heinz Hollmann, wo auch Joergen Ingmann seine Künste an der Gitarre (Amorada, The Desert March) präsentieren durfte. Und dann ist man ganz schnell bei den 'Shadows' mit ihren Instrumentaltiteln - was man eben so am Röhrenradio musikalisch zu hören bekam. Röhrenradio war sowieso pure Magie für mich: Stundenlang drehte ich geduldig den dicken Drehknopf zur Senderwahl - und das Resultat war selten effektiv. Immerhin gabs Highlights wie die NDR-Wiederholungen von 'Gestatten - mein Name ist Cox' - das waren megapackende Hörspielfolgen - von denen man mit Pech die entscheidene letzte auflösende Folge verpasste. Der Empfang entfernterer Sender war miserabel - aber unsere Ohren wren noch in Ordnung. Meine Güte - was waren wir anspruchslos.
Dann unser Kampf um Musikinstrumente und Geräte für Tonaufzeichnung. Investitionen mit Taschengeld? Illusorisch.
Happy waren diejenigen, die früh eine berufliche Ausbildung beginnen konnten und die die Zeichen der Zeit erkannt hatten. Auf wundersame Weise gab es in Oldenburg etliche Zeitgenossen, die sich schon ganz früh brauchbare Sachen zulegen konnten. Manche wurden sogar von ihren Eltern finanziell und motivierend unterstützt. Unglaublich!
Spät - aber doch - auch bei uns kamen Gitarren ins Haus. Und dafür mussten wir liefern - wenn meine Eltern Besuch hatten. Nach meiner ersten Präsentation des Rattles-Titel "Love Of My Life" war damit allerdings Schluß - denn Eltern und Gäste hatten vernünftige Musik erwartet.
In der EWE-Villa nebenan wohnt eine Familie Krohn.
Der Vater ist Chauffeur vom EWE-Chef, der den Bungalow versteckt zwischen unserer Adresse und der Villa der Oldenburgischen Landschaft an der Gartenstraße bewohnt. Der älteste Sohn heißt Dieter und engagiert sich für die junge Oldenburger Musikszene (sh Buch "Otto und die Beatles-Jungs"). Für den Umgang sind wir altersmäßig weit auseinander. Der ergibt sich für mich erst, als sein Wegbegleiter (Musik-Urgestein) Edgar Lütke als Bassist in unserer Band einsteigt. Hallo Dieter (t Februar 2019) - ich denk' an Dich und Edgar (t November 2018) in freundschaftlicher Sympathie. Mit Edgar's Uschi im Trio hätten wir zusammen bei unserer '25 Jahre The Startracks-Fete' ein unvergesssliches Wiedersehen gehabt.
Bremen Mai 1987: Ab jetzt ist mein Arbeitsplatz in der Bank am Domshof. In meinem neuen beruflichen Umfeld treffe ich auf Kollegen, die in den frühen revolutionären Tagen des Bremer Fernseh-'Beat Clubs' dabei waren.
Deren Schilderungen von ihren Streifzügen vom TWEN-Club mit DJ Gerd Augustin über das 'Burger Landhaus' bis zu deren Präsenz in den Radio Bremen-Studios "als alles noch live war" - die habe ich alle aufgesogen.
Nun passt es ja hervorragend, dass Videorekorder bedienerfreundlich und erschwinglich geworden sind und dass Radio Bremen seine Beat-Club-Videos in der ARD von Beginn an wiederholt. Ich verleite Kollegen zu nostalgischen Gefühlen und Erinnerungen beim Betrachten der ersten Folgen und Aussagen wie "im tanzenden Publikum habe ich den und den erkannt und das eine Mal war ich selbst dabei".
Bremen und die Musik der 60er: Das ist eine ganz enge Beziehung. Kollegen schwärmen von Auftritten von 60er Bands in den Messehallen im Rahmen der Bremer Six-Days. Dazu, im Sommer, die Stadtfeste.
Ja, das wird mir bewußt, dass ich gerade noch rechtzeitig hier gelandet bin: Die Equals treten auf. Wir erleben Herman's Hermits - zwar nicht mehr mit Lead-Sänger Peter Noone aber noch mit dem Original-Gitarristen, der live auf der Bühne beim Rathaus/Bremer Roland, was ich nie für möglich gehalten hätte, das Original-Intro von 'No Milk Today' spielt. Mein Ehrgeiz kriegt einen weiteren Push.
Der Moment, wo es einem Tränen in die Augen treibt, ist der Auftritt der 'The Mamas and The Papas'.
Eingekeilt auf dem Bremer Rathausmarkt zwischen (sämtlichen) Alt-Hippies Norddeutschlands lauschen wir den kalifornischen Klängen:
Monday Monday, Dedicated To The One I Love.
Die Truppe um John Phillips und Tochter Mackenzie (ersetzt Mutter Michelle) und Elaine McFarlane (ersetzt 'Mama' Cass) plus Denny Doherty ist miserabel ausgesteuert - im ersten Set.
Als man nach der Pause die Technik im Griff hat wird's unbeschreiblich schön:
California Dreamnin' klingt allerfeinst.
Die Magie auf dem nächtlichen Bremer Rathausmarkt hat seinen Höhepunkt erreicht: Scott McKenzie singt mit 'The Mamas and The Papas' den von John Phillips komponierten Welthit "San Francisco (Be Sure To Wear Some Flowers..").
Ich bin zutiefst berührt.
Wenn ich in die Gesichter um mich herum schaue, sehe ich feuchte Augen.
Hier ist es lebendig:
das Feeling "Love And Peace" mit dem Appell "Make Love Not War!"
Wir sind auf der richtigen Seite.
Und so soll es bleiben.
Schlechteren Zeiten und 'Bad Guys' zum Trotz.
Bremen lebt die 60er-Musik.
Bei Thalia in der Sögestrasse kann ich mich mit Fachliteratur versorgen:
- Uwe Nielson: 40 Jahre Beat-Club
- Uschi Nerke:
Meine persönlichen Erlebnisse und Erinnerungen
- Eric Clapton: Mein Leben
- Keith Richard: LIFE
- Who: Maximum Rock.
Und bei Kultur Buch Bremen
- BEAT-CLUB alle Sendungen - alle Stars - alle Songs
herausgegeben von Thorsten Schmidt
- Ullli Günther's 'Ansichten eines Lords'
Edition Tammen: 'Schlag auf Schlag' von Detlef Michelsen,
eine großartige Chronik der Beatbands in Bremen und Umzu.
Den Spirit der 60er genieße ich auch in Hamburg.
Zum einen sind da tolle Musikgeschäfte.
Zum andern verleiten Artikel in der 'Good Times'-Zeitschrift, die Stationen der Beatles bei ihren Hamburg-Aufenthalten abzulaufen.
Zwischenstop auf Mallorca
Viele Grüße aus Cala Ratjada.
August/September 2019
An dieser Stelle:
Es fällt mir nicht leicht, meine vielfältigen Erinnerungen strukturiert und in angemessener Länge wiederzugeben.
Das sind ja alles Mosaiksteinchen, die mir gar nicht ad hoc präsent sind.
Inspiriert zu der Ausführlichkeit haben mich ganz besonders der von Thomas Gottschalk protagonierte Film "Keep On Running" von 1991 mit dem fiktiven Helden Michael Dörner und seinen "Sunny Boys", Norbert Pollack's Geschichte seiner musikalischen Zeit (auf DVD), Ulli Günther's "Ansichten eines Lords" und natürlich das Buch des Pop-Titan "Nichts als die Wahrheit" - dessen humorvolle Ausführungen mich während meiner Tinnitus-Reha-Zeit 2003 therapiebegleitend bestens unterhalten haben.
Wir kommen zu den Aktivitäten unserer Startracks.
Das ist ein Weg "ohne Ruhmesblatt" und ohne Erfolgsstory. Nein: Vier (wechselnde) Bandmitglieder mit unterschiedlichem Hintergrund sind einfach wegen ihrer Überzeugung zusammen, dass die Unterhaltungsmusik von den 50ern bis hin zu den 70ern ganz viele Stücke hervorgebracht hat, die uns emotionalisiert hat und von denen wir musikalisch doch einiges recht gut umsetzen können.
Immer im Bewusstsein: Wir sind eine Coverband und wollen nicht so tun, als sei irgendjemand von uns mit irgendwas in den Hitparaden gelandet. Deshalb immer unser Respekt vor unseren Vorbildern.
Die Zeiten für live-spielende Oldiebands sind schwierig.
Der Starfyghters-Bassist Günter formuliert es so:
"Der Revival-Boom für die Jüngeren ist zu Ende und die Älteren kommen nicht mehr aus dem Sofa."
Mittlerweile sind wir über das 25. Jahr hinaus dabei und damit eine der ältesten bekennenden Oldiebands.
Das Repertoire ist spitze.
Nein, wir waren und sind nicht "irre gut" - aber ehrgeizig.
Es ist erstaunlich was wir musikalisch hingekriegt haben.
Die Zukunft ist ungewiß, unserer Band fehlt ein Gitarrist/Bassist/Keyboarder/Sänger.
Freunde: Der Kreis wird kleiner. Unser Zeitguthaben schmilzt.
Lasst uns zusammenhalten.
Was ist das Wesentliche?
Genau: Noch lange dabeibleiben in Wohlbefinden.
"Hauptsache alle freuen sich und haben Spaß!!" ...
... Da Stücke der "The Lords" fester Bestandtieil unseres Programm sind, habe ich zu unserem Jubiläum Bandleader, Gitarrist und Komponist Peter "Leo" Lietz eingeladen.
Ich kriegte von Deutschlands Beat-Ikone diese eMail:
Wenn das keine gute Botschaft ist ..
Zur Mitwirkung meines Idols an diesem Abend kam es nicht, aber mit der Post erreichte mich ein tolles "The Lords"-Poster mit Gratulation zu unserem Jubiläum.
Dieses Signal musikalischer Verbundenheit ist eine große Freude.
Klasse, daß Ihr weiter aktiv seid und sogar wieder ein Album mit neuen Liedern veröffentlicht habt.
Beste Vorbilder! Danke Leo!
"Musikmachen ist das schönste Hobby, dass es für mich gibt" .. So hab ich das eingangs formuliert.
Anläßlich des 25jährigen Jubiläums, das wir unter dem Motto "Happy Together" mit Verwandten, Freunden und Weggefährten gefeiert haben, wurde mir bewußt, wie viele Bekanntschaften sich für mich - für jeden Beteiligten - über die Musik ergeben haben - die gemeinsamen Erlebnisse, die Erfahrungen, Glücksgefühle:
Was für Bereicherungen. Ich bin beeindruckt und dankbar.
"Be Friendly", unser schönes Eigenwerk im Nachgang zu unserem Jubiläum, hat uns Aufmerksamkeit und Wertschätzung gebracht, über die wir uns riesig freuen.
Wäre schön, wenn wir uns wieder "live" präsentieren könnten. Gerne wieder 'Happy Together' in Gesundheit, Lust und Laune. Bis dahin Alles Gute! Wolfgang
New York und Nova Scotia
und noch ganz woanders
Beatles-Tracks auf Madeira:
Beatles-Tracks in Hamburg im großartigen